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FPOeVP/Kaernten:

> Linientreues Leben

Im Maerz wurden in Kaernten etwa 50.000 Exemplare der 40-seitigen,
bunt bebilderten Broschuere "Life in Line" (Leben auf Linie)
landesweit an SchuelerInnen verteilt - Hauptmotto: Kampf gegen
Drogen. Genauer betrachtet stellt die Publikation einen neuen
Wertekatalog fuer Kaerntens Schuelerinnen und Schueler und massive
Werbung fuer Schwarz-Blau dar.

*

Die Zeitschrift wurde auf einer vom Kaerntner Schulreferenten, LH
Haider, einberufenen Veranstaltung fuer alle Kaerntner AHS- und
BHS-DirektorInnen des Langen und Breiten vorgestellt. Die
Verbreitung der Zeitschrift unterstuetzten: die Kaerntner
Landesregierung, das Landesjugendreferat des Landes Kaernten, die
Kleine Zeitung und der ORF Kaernten.

"Life in Line" gibt der gleichnamige Verein heraus,
hauptverantwortlich zeichnen der Wolfsberger HTL-Lehrer Wolfgang
Holzer und der Grafiker Hannes Sommer, in der Kleinen Zeitung als
"Kaerntner Kaempfer gegen Alkohol, Drogen und Gewalt" geruehmt
(19. 3. 00). Angeblich haben ausschlieszlich SchuelerInnen die
Zeitschrift gemacht.


*Der neue Wertekatalog*

"Die Vision von Life in Line ist es, ein umfassendes, landesweites
Umdenken in Richtung einer positiven Jugendkultur zu erwirken"
(Wolfgang Holzer, Seite 8 der Broschuere). Wer ist nun der
"positive Jugendliche" nach Meinung der Redakteure?

Er ist gut durchtrainiert (Artikel ueber "Iron Man" Seite 20/21
u.a.), er ist der abgehaertete "Junge, der taeglich seine kalte
Dusche nimmt" (Seite 17), er ist voller "Leistungsbereitschaft und
Leistungsvermoegen" (Seite 31). Er schaut auf sich, schaut, dass
er durchkommt. Von Verstaendnis fuer andere oder von Hilfe, wenn
jemand einmal seine Leistung nicht erbringen kann, ist nicht die
Rede. Der "positive Jugendliche" lehnt Drogen ab. Drogensuechtige
erscheinen als abstoszende, fast zombieartige Wesen (Bilder auf
Seite 32)

Kein Versuch, die Ursachen fuer Drogenkonsum zu ergruenden, keine
Differenzierung zwischen leichten und harten Drogen und kein
Hinweis auf eine vielleicht notwendige Hilfe fuer Drogensuechtige:
es muss hart durchgegriffen werden. Der "positive Jugendliche"
wartet, natuerlich taeglich kalt duschend, auf die "Prinzessin",
die er dann heiratet. Da er auf voreheliche Kontakte verzichtet,
genieszt er dann spaeter eine "intensivere Sexualitaet". Er ist
dann "noch dazu ... in der gluecklichen Lage" sich seiner "Frau
in jeder Hinsicht mehr hingeben zu koennen." (Seite 17) Der
"positive Jugendliche" schwaermt fuer das oesterreichische Heer:
Der Artikel "In the army now ..." (Seite 30/31) ist u.a. bebildert
mit einem Panzer und mit voll bewaffneten Soldaten, die einem
landenden Militaerhubschrauber entstuermen. Das Heer ist ein
integraler Bestandteil im Leben eines jungen Menschen: "Um auch
schwierige Phasen der schulischen Ausbildung, der Berufsausbildung
oder Ausbildung beim Bundesheer, im Job oder in einer Beziehung zu
meistern, gilt es klaren Kopf zu bewahren - NO DRUGS!" Es gibt in
einer vom Land gefoerderten Broschuere fuer alle Jugendlichen
keinen Hinweis auf die Moeglichkeit, einen Zivildienst zu
absolvieren.


*Politische Propaganda*

Ein EU-feindliches und demokratiefeindliches Bild findet sich auf
Seite 28 von "Life in Line" EU-Parlamentarier werden in
herabwuerdigender Weise gezeichnet und als Drogenfreunde
hingestellt. [Anm. d. Red.: Die in der akin aus technischen
Gruenden nicht reproduzierbare Karikatur zeigt lustig kiffende
Maenner im Anzug unter dem Text "Abgeordnete der EU beraten ueber
neue gesetzliche Masznahmen zum Drogenkonsum...")]

Haider ist "wohl der auszergewoehnlichste Landeshauptmann" in
Kaerntens Geschichte (Seite 26). Er ist "der Antidrogen-Kaempfer".
Ein "intaktes und gesundes Familienleben" sind ein "Eckstein"
seines "Erscheinungsbildes" (Seite 27). Haider privat: "Sportlich,
fit, fast ueberall gleichzeitig, nie gestresst, immer bestens
informiert, scheinbar immer direkt aus dem Urlaub; ein
unmissverstaendliches Anzeichen fuer ein LIFE IN LINE - ein Leben
in geordneten Bahnen" (Seite 26). Die Freiheitliche Partei wird
den 50.000 Kaerntner SchuelerInnen als "jung und dynamisch"
angepriesen. Und dazu das Bildmaterial: sechsmal LH Dr. Haider
(Seite 26/27), siebenmal der EU-Abgeordnete der OeVP Dr. Huber
Pirker ("Alles Gute, das uns ueber die Liberalisierung [der
Drogenpolitik] erzaehlt wird, sind Maerchen"; Seite 28), je einmal
Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer, der FPOe-Landeshauptmann-
Stellvertreter Matthias Reichhold und der Leiter des
Landesjugendreferates Andreas Wrulich. Der Vorgaenger Wrulichs,
Christian Gamsler, ist ein Opfer der Personalpolitik des Kaerntner
Personalreferenten Dr. Haider geworden. *Herwig Burian*
*Kaerntner LehrerInnen-Initiative/UG (bearb.)*
*h.burian@carinthia.com*



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