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FPOeVP/Schwulesbisch:
> Kein schwuler Gutmensch
Der Geist ist aus der Flasche. Was bislang ein oft lanciertes
Geruecht war, war am 21.3. in der taz unter dem Titel: "Der Joerg
will eh blosz kuscheln" nachzulesen. Mit der Haider nachgesagten
Homosexualitaet war bislang politisch nicht operiert worden. Dies
war auch kaum in jemandes Interesse (Zitat taz: "...vergatterten
Vertreter der SPOe-nahen Schwulenorganisation SOHO die Szene zum
Stillschweigen. Ein Outing Haiders werde den Sozialisten
zugeschrieben...", so die Befuerchtung). Da es aber nun doch auch
formal oeffentlich geworden ist, musz ueber diese problematischen
Behauptungen wohl nachgedacht werden. Wir dokumentieren daher eine
Stellungnahme der Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien:
Auch der HOSI Wien sind seit rund zehn Jahren die vielen Geruechte
ueber Haiders Homosexualitaet bekannt gewesen. Einerseits haben
wir es als positiv empfunden, dasz derartige Geruechte der
Karriere eines Politikers nicht mehr schaden (so desastroes und
problematisch das Wirken Haiders in der oesterreichischen
Innenpolitik auch ist), andererseits waere gerade ein Outing
Haiders schon frueher gerechtfertigt gewesen, wenn man Outing als
politischen Akt gegen versteckte Homosexuelle betrachtet, die in
wichtigen politischen Funktionen durch ihr anti-homosexuelles
Wirken anderen Homosexuellen schaden. Immerhin hat Haider 1996 als
Nationalratsabgeordneter gegen die Aufhebung der
menschenrechtswidrigen Paragraphen 209 und 220 gestimmt
(diskriminierendes Mindestalter, Informationsverbot ueber
Homosexualitaet).
"Fuer Lesben und Schwule bringt das Outing Haiders allerdings
sicherlich nichts Positives", meint HOSI-Wien-Obfrau Waltraud
Riegler. "Er ist kein Renommee fuer Schwule, keine positive
Identifikationsfigur und kein Sympathietraeger fuer
schwul/lesbische Anliegen. Deshalb war die HOSI-Wien eigentlich
froh, dasz Haider bisher nicht geoutet wurde. Allerdings war es
uns immer klar, dasz dies frueher oder spaeter passieren wuerde.
Daher muessen wir uns jetzt diesem Outing stellen. Auch Lesben und
Schwulen ist die Wahrheit zumutbar. Sie muessen sich damit
abfinden, so schmerzlich das auch sein mag, dasz Lesben und
Schwule nicht automatisch die besseren Menschen sind, dasz
Homosexuelle nicht nur Gutmenschen, sondern auch Schlechtmenschen
sein koennen."
"Wir sind auch zuversichtlich, dasz heute die Gesellschaft schon
so weit ist, einen Menschen nicht mehr wegen seiner
Homosexualitaet anzugreifen", erklaert HOSI-Wien-Obmann Christian
Hoegl. "Gerade die Haider-GegnerInnen schaetzen wir als
aufgeschlossen genug ein, diesen Umstand nicht gegen ihn
einzusetzen. Es gibt genug Gruende, Haider und seine Politik zu
bekaempfen. Homosexualitaet kann und darf auf keinen Fall einer
sein. Andererseits soll und darf Homosexualitaet auch kein Grund
sein, einen politischen Gegner zu schonen. Wir distanzieren uns
auf jeden Fall von Haider und verstoszen ihn aus der schwulen
Gemeinschaft. Wer unsolidarisch ist mit Schwulen und Lesben und
wer gegen andere Minderheiten auf uebelste Art und Weise hetzt,
hat jegliche Solidaritaet verwirkt."
"Wir finden es bezeichnend und bedenkenswert, dasz bisher niemand
damit an die Oeffentlichkeit gegangen ist", stellt HOSI-Wien-
Generalsekretaer und Outing-Spezialist Kurt Krickler, der selber
als Privatperson 1995 vier oesterreichische Bischoefe geoutet hat,
fest. "Der Grund dafuer liegt nicht zuletzt im Umstand, dasz sich
jeder durch einen solchen Schritt automatisch selber outen wuerde,
und davor haben wohl diejenigen Angst, die es betrifft. Politiker
wie Haider sind also an einem Klima schuld, von dem sie in ihrer
eigenen Situation am meisten profitieren: Sie koennen ihr
Schwulsein diskret leben und darauf vertrauen, dasz die Furcht vor
dem gesellschaftlichen Stigma ihre Partner davon abhaelt, die
Sache publik zu machen."
Die HOSI Wien hat das Interesse an dieser Sache jedenfalls zum
Anlasz genommen, auf ihrer Homepage Materialien dazu
zusammenzustellen, darunter die eigenen Beitraege aus ihrer
Zeitschrift LAMBDA-Nachrichten zu diesem Thema. Damit soll auch
die Berichterstattung ueber den schwul/lesbischen Kampf gegen die
OeVP/FPOe-Regierung um diese Facette abgerundet werden.
*Waltraud Riegler, Christian Hoegl, Kurt Krickler*
*HOSI Wien*
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