*************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch mit den in der
Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren
sagt nichts ueber eine anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
*************************************************
Aussendungszeitpunkt: 14.3.00; 19:00
*************************************************
FPOeVP:
> Was nun?
Gedanken zur Bewegung
Die Diskussionen in unserer sogenannten Zivilgesellschaft zu
schwarzblaun muenden zur Zeit haeufig in einer Sackgasse, wenn es
um
Strategien und zukuenftiges Handeln bei der Bekaempfung dieser
Unregierung geht.
Mensch ist sich in der Analyse weitgehend einig, dasz es sich bei
dieser Gierung um einen Mix aus Faschismus und Neo-Liberalismus
handelt. Allein schon die inhaltliche Beantwortung der Frage nach
dem
"was nun?" sehen viele nur im Weg der "moralischen"
Auseinandersetzung
mit Rassismus und blauner Vergangenheit, im Gegensatz dazu andere
mehr
in der "realpolitisch" erhofft effektiveren Bekaempfung
der sozio-
oekonomischen Auswirkungen. Weiters sorgen manche sich schon
jetzt
darum, was denn mit den ploetzlich politisierten Massen nach dem
Abtritt dieser Ungierung zu geschehen habe. Und erst recht bei
den
Formen des Protests gibt es zunehmend Lagerkoller: "Moralaposteln"
wuerden auf den Straszen wandeln, waehrend "Beamte"
wieder einmal den
Marsch durch die Institutionen organisieren.
Beginnen Herz und Hirn schon nach wenigen Wochen getrennt zu
marschieren und getrennt zu schlagen?
Versinnbildliche ich mir die Erscheinungsform dieser Regaerung
als
zwei Seiten desselben Klopapiers nach dessen Benutzung, also die
braune als die faschistisch-unmoralische, die weisze als die
neoliberal-unsoziale, dann ergibt sich in weiterer Folge nur eine
handfeste Konsequenz: Hinunterspuelen. Und zwar mit einer Hand.
Da
eine Hand allerdings fuenf autonome Finger hat, bedarf es dazu
wiederum keiner Einheitsbewegung.
Greife ich auf meine Alt-68er Erfahrungen zurueck, dann
dominierte
damals das ideologisch druebergebaute Hochbett der marxistisch-
anarchistischen Linken. Dies ist durchaus liebevoll gemeint. Die
Bewegung war sehr vital und sie gehoerte zum tollsten Abschnitt
in
meinem Leben. Aber wir waren gesellschaftlich isoliert und es
waere
undenkbar gewesen, dasz so wie heute innerhalb kuerzester Zeit
viele
tausende Menschen, und das kontinuierlich ueber einen laengeren
Zeitraum hinweg, auf die Strasze gehen, sich politisch
artikulieren
und engagieren. Und von den Fenstern der Haeuser herunter hat uns
auch
niemand zugewunken, auszer mit drohenden Faeusten.
Wuerde von daher also heute eine bestimmte Gruppe ein anderes als
dieses sehr einheitlich geforderte Schwarzblaun-runter-vom-Bett
zu
bauen versuchen, dann waere diese gerade erst im Entstehen
begriffene
Bewegung meiner Meinung nach sehr schnell gespalten. Gespalten
durch
ideologisch motivierte Einigungsversuche, sehr zur Freude der
reaktionaeren Reichshaelfte. Wir sollten niemandem den Gefallen
tun,
den zur Zeit gesamtgesellschaftlich sichtbaren Spaltpilz auch bei
uns
wuchern zu lassen.
Ich sehe den Straszenkampf oder sonstige politische Aktionen in
der
Oeffentlichkeit als eine Art seismographische Seele des Protests
an,
den Tarifkampf an der Basis mehr als dessen einregulierende Logik.
Neo-Liberalismus-Kritik alleine laeszt aber keine Herzen hoeher
schlagen und der Faschismus-Aufschrei fuer sich aktiviert im Hirn
nur
den Verdraengungsmechanismus. Es wird daher meiner Ansicht nach
von
der gemeinsamen Vielfalt und der potenten Klugheit der Bewegung
abhaengen, ob die Herzen und Hirne der Menschen erreicht werden
koennen. Amen.
*Robert Fiedel*
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1010 wien, wipplingerstrasze 23/20
kontakt: bernhard redl
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
fax: ++43 (0222) 535-38-56
http://akin.mediaweb.at
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin