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Aussendungszeitpunkt: 14.3.2000; 17:30
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Frauentag:

> Debatte zur Demo am 8.3.

Folgendes ist eine beinharte Protestmail, die mittels des
Internet-Tagesdienstes "Widerst@nd/Mund" ihren Weg auch zu uns
fand. Die nachfolgende Antwort darauf stammt aus dem selben
Dienst. Wir dokumentieren dieser beiden Beitraege hier, weil sie
uns fuer beispielhaft gelten fuer ein immer wiederkehrendes
Konfliktmuster. Die beiden Texte wurden nur unwesentlich von uns
gekuerzt:


> hallo widerstaendische

ich komm gerade von der 8.maerz -demo, vier stunden, trotz regen
und jeder menge zivilpolizei, gute stimmung, viel gesang und
vielfaeltige parolen und redebeitraegen, durch die stadt, vom
meiselmarkt, platz der von frauenalltag bestimmt wird, ueber den
siebensternplatz wo ab heute der kosmos frauenraum seine tueren
offen hat ueber das landl: WIR WAREN NICHT ALLE, ES FEHLEN DIE
GEFANGENEN! zum parlament, wo sich aus welchen allmachtsfantasien,
die spoe frauen seperatistisch versammelt hatten.

Und jetzt zu dem, was ich eigentlich sagen will, was ich absolut
nicht verstehen kann und will, warum spaltet die spoe, (und auch
die gruenen frauen, die sich einzig und allein am siebensternplatz
blicken liessen), die traditionellerweise supergut "besuchte"(die
letzten jahre nie unter 6.000 teinehmerinnen) frauendemo am
8.maerz? Und das zu einem zeitpunkt, wo alle nur erdenklichen
antifaschistischen bewegungen an einem strang ziehen muessen, alle
(erstmals in der neueren oesterreichischen geschichte) ein
gemeinsames ziel, den sturz dieser rassistischen
menschenverachtenden regierung, haben. Und bei einer wetterlage,
nicht nur politischer kalter nieselregen, der es vielen frauen mit
kindern unmoeglich gemacht hat auf der demo mitzugehen.

Mir zeigt dieses verhalten jedenfalls, wie ueberaus wichtig und
ernsthaft die diskussion, WAS TUN NACH DEM ENDE VON SCHWARZBLAU,
genommen werden muss. Was sollen uns neuwahlen bringen, wenn die
parteien jetzt schon, bevor ueberhaupt unser jetztiges ziel
erreicht ist, nur kapital aus der bewegung schlagen wollen.

nichts ist wichtiger, als dass wir jetzt und hier unsere einigkeit
demonstrieren, WIR SIND VIELE, aber wir koennen es uns nicht
leisten, uns in hunderterlei gruppen gespalten, unsere eigenen
ziele zu verfolgen. SOLIDARITAET!

und wer hat uns wiedermal verraten? die sozialdemokraten und
Innen. Und wie koennen sie's wieder gutmachen? sofortiges
bekenntnis zu oesterreich als reiches asylgewaehrendes land, ohnen
quoten, ohne schubhaft, sofortige zuruecknahme aller schon unter
spoevp geschehenen sozialmittelstreichungen. sofortiger aufruf an
alle spoe nahen werktaetigen zum streik! und wenn sie
erwartungsgemaess nichts gut machen wollen, machen es wir, die
antifaschistische zivilgesellschaft, besser und stellen unsere
forderungen so, dass sie nicht ignorierbar sind! *fremde@klingt.org*

+++

> Meine Wahrnehmung

Als Vertreterin der Plattform FRAUENOFFENSIVE moechte ich der
Kritik an der Abspaltung schon noch meine Wahrnehmung
entgegenstellen:

Wir haben lange und intensiv versucht, uns mit Vertreterinnen der
autonomen Feministinnen (FrauenLesbenZentrum, WUK, etc....) zu
koordinieren. Endlich war dann ausgemacht, dass die Autonomen sich
bereits vorher treffen und ihre eigene Demo machen, sich aber dann
mit der breiten Plattform (SP, OEGB, Kathol. und Evangel. Frauen,
KP, Gruene, unser Verein, andere unabhaengige, kleinere
Organisationen) um 18 Uhr am 7SternPlatz treffen und mit uns
gemeinsam zum Parlament gehen; fuer uns war dort der Abschluss
geplant, die Autonomen wollten dann noch weitergehen
(Landesgericht, Schottentor). In den letzten zwei Tagen gabs dann
Krach, die autonomen Feministinnen fuehlten sich ploetzlich
vereinnahmt und wieder ausgegrenzt, von der SP ueberrumpelt, usw.
Wir haben dann noch versucht, zu kitten und zu versoehnen, sie
sind dann doch zum 7Stern gekommen, und sogar stehengeblieben und
haben auch gesprochen.Ich hab dort auch gesprochen und sie noch
ausdruecklich begruesst und gesagt, wie ich mich freue, dass es
jetzt doch geklappt hat, hier gemeinsam zu sein. Ich hab auch
gesagt, wie sehr ich hoffe, dass es gelingen wird, ein Stueck Weg
gemeinsam bis zum Parlament zu gehen. Dann aber wurde die Route
spontan geaendert und beschlossen, nicht zum Parlament
abzuzweigen, sondern zuerst zum Landesgericht zu gehen. Zu einem
Zeitpunkt, wo viele Frauen bereits seit ueber einer Stunde beim
Parlament im Regen gewartet haben, unter ihnen eine Rednerin der
Lagergemeinschaft Ravensbrueck, die in ihrem Leben schon genug
durchgemacht hat. Es ist leider nicht gelungen, die Autonomen
Feministinnen zu ueberreden, sich an die vereinbarte Route zu
halten, und wir sind dann gemeinsam mit OEGB, SP und den
konfessionellen Frauen zum Parlament abgezweigt (und zwar bei der
Stadiongasse) und haben wie geplant die Abschlusskundgebung mit
Csoergits, Schintlmeister und Frau Drksack (Ravensbrueck) gemacht
und abgeschlossen; von den Autonomen Feministinnen war bis fast 8
Uhr noch nichts in Sicht!

Von Allmachts-Phantasien der SP habe ich gerade heuer nichts
bemerkt, ganz im Gegenteil waren die SP-Frauen sogar bereit, die
Buehne vor dem Parlament zu organisieren und die Kosten zu
uebernehmen; die Buehne, von der aus auch zwei Rednerinnen der
Autonomen Feministinnen sprechen haetten sollen, waeren sie
wenigstens mit mehr als einstuendiger Verspaetung noch
eingetroffen. Die Kundgebung vor dem Parlament war naemlich fuer
ca. 18 Uhr 30 angekuendigt, wir haben sie dann erst nach 19 Uhr 30
begonnen. Als Nicht-Parteimitglied irgendeiner Partei und
Vertreterin einer kleinen ueberparteilichen Frauenorganisation,
aber als Verfechterin einer breiten, bunten Frauenplattform
wenigstens einmal im Jahr, in der moeglichst viele ihren Platz
haben sollen, war ich in den vergangenen Jahren oft genug
enttaeuscht von den SP-Frauen; gerade aber heuer hat sich der
Kontakt sehr vielversprechend angelassen. Umso betroffenener bin
ich, dass es zu der Spaltung auf der Demo gekommen ist. Ich war
uebrigens ganz vorn mit dabei und hab noch versucht,die Frauen in
der ersten Reihe zu bitten, doch endlich zum Parlament abzuzweigen
- aber da war leider nichts zu machen. Nur so von wegen
Separatismus und Allmachts-Phantasien ......

Uebrigens: Stimmt es, dass einigen Gewerkschafts-Frauen auf dem
Meiselmarkt gesagt wurde, sie sollen sich mit ihrem roten
Gewerkschafts-Transparent wieder schleichen, weil das eine Lesben-
Demo sei? Frag nur, weil ich eigentlich davon ausgegangen bin,
dass WIR niemanden ausgrenzen wollen!!!        *Brigitte Hornyik*
                                                     *Verein Oesterr. Juristinnen*