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Aussendezeitpunkt: Di, 22.02.00, 17:54 *
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Menschenrechte/Balkan/Initiativen:

> Die vergessenen Deserteure

Waehrend dem Kosovo-Krieg haben sich viele wehrpflichtige
Jugoslawen dazu entschlossen, zu desertieren, weil eine Teilnahme
an den Kampfhandlungen wider ihrer religioesen, politischen oder
moralischen Ueberzeugung gewesen waere. amnesty international geht
nach eingehender Recherche davon aus, dasz rund 23 000 Maenner den
Wehrdienst aus Gewissensgruenden verweigert haben. Ihre
couragierte Entscheidung katapultierte sie in eine gefaehrliche
und prekaere Situation. Sie muszten ihr Zuhause, ihre Arbeit und
ihre Freunde zuruecklassen, damit sie sich den drakonischen
Strafen der Militaergerichte entziehen konnten. Ueber jene, die
einer Verhaftung nicht entkommen konnten, wurden ueberlange
Freiheitsstrafen verhaengt. So kommt es, dasz Monate nach dem Ende
der NATO-Bombardements, sich noch immer hunderte
Wehrdienstverweigerer in Militaergefaengnissen befinden. amnesty
international betrachtet alle eingesperrten Wehrdienstverweigerer
als Gewissensgefangene, deren Freilassung unverzueglich und
bedingungslos zu erfolgen hat. Deshalb startete amnesty
international Ende 1999 eine Kampagne unter dem Titel: "Die
vergessenen Deserteure". Das zentrale Anliegen dieser Kampagne ist
- neben der Befreiung der inhaftierten Deserteure - das Erreichen
eines umfassenden und dauerhaften Asylschutzes fuer jene
Wehrdienstverweigerer, denen es gelungen ist, ins Ausland -
vorwiegend nach Ungarn und in andere NATO-Staaten - zu fluechten;
denn obwohl die jugoslawische Bevoelkerung von den militaerischen
und politischen EntscheidungstraegerInnen der NATO-
Mitgliedsstaaten permanent aufgefordert wurde, die Befehle der
jugoslawischen Regierung zu miszachten, erhalten die
Wehrdienstverweigerer, die dieser Aufforderung nachkamen, keinen
Fluechtlingsstatus verliehen, der ihnen Schutz vor Abschiebung in
ein Land bietet, in dem sie nachweislich Verfolgung fuerchten
muessen. Ihr Schicksal ist in der breiten Oeffentlichkeit
weitgehend unbekannt, daher auch der Kampagnenname.

Wer sich fuer die vergessenen Wehrdienstverweigerer stark machen
will, kann den untenstehenden oder einen aehnlichen Appellbrief an
Milosevic schicken. *ai-Gruppe 40*

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AN:
President of the Federal Republic of Yugoslavia
Slobodan Milosevic
Bulevar Mihaila Pupina 2
YU - 11070 Beograd


Sehr geehrter Praesident!

Ich bin zutiefst besorgt ueber die Tatsache, dasz nach Ende des
Kosovo-Konflikts die Behoerden der Bundesrepublik Jugoslawien
fortfahren, eine grosze Anzahl von jugoslawischen Maennern
einzusperren, welche eindeutig, gemaesz internationalen Standards,
als Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgruenden zu qualifizieren
sind.

Ich betrachte deshalb alle eingesperrten Wehrdienstverweigerer als
Gewissensgefangene. Daher fordere ich die unverzuegliche und
bedingungslose Freilassung dieser Personen. Weiters fordere ich
die unverzuegliche Einstellung aller Gerichtsverfahren gegen
Wehrdienstverweigerer. Schluszendlich appelliere ich an Sie, dasz
Sie die nationale Gesetzgebung und Praxis in bezug auf die Rechte
von Wehrdienstverweigerer internationalen Standards angleichen,
indem Sie das Armeegesetz Jugoslawiens von 1994 abaendern und eine
wirkliche zivile Alternative mit zumutbarer Dauer zum bewaffneten
Militaerdienst einrichten.

Mit freundlichen Grueszen


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