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Antifaschismus:
> Offener Brief
An Herrn Buergermeister RR Michael Racz
Rathaus
7400 Oberwart
31.1.2000
Sehr geehrter Herr Buergermeister! Als ich von der posthumen
Ehrung des hochkaraetigen Nazi, Wilhelm Smital, las bzw. hoerte,
war ich fassungslos. Denn -- so sagte ich mir -- wenn das so
stimmt, was im Standard zu lesen war, so waere die Ehrung
(Straszenbenennung) des Wilhelm Smital nichts als substanzielle
Verhoehnung, Verspottung und Beleidigung aller Naziopfer, der
Juden, Roma, der ermordeten Behinderten, der Widerstandskaempfer.
Und das ist geschehen in einer Stadt, wo diese Opfer zu Hause
waren, in einer Stadt, wo vor 5 Jahren 4 Roma durch eine
Rassistenhand gemeuchelt wurden -- eine Stadt, die seither
europaweit stigmatisiert ist.
Ich habe vor mir die Akten zur Person des Wilhelm Smital liegen,
ich habe sie aufmerksam gelesen und so sehe ich, dasz der Artikel
im Standard vom 30. Jaenner 2000 mit der historischen Wahrheit
uebereinstimmt. Bei Dr. Wilhelm Smital handelt es sich um einen
hochkaraetigen Nazi, illegales NS-Mitglied ab 1933, Mitglied bei
SA, SS, Gauaerztefuehrer, Kreisamtsleiter fuer Gesundheit: alles
ist dokumentiert.
Herr Buergermeister, Sie haben zu mir gesagt, Smital sei ja immer
Humanist gewesen. Meine Frage: Der Humanist hat das Verschwinden
von hunderten Roma, Kindern, Frauen, Maennern nicht bemerkt, nicht
bemerkt, dasz es die juedische Gemeinde nicht mehr gab, nichts von
unwertem Leben gewuszt, das dann euthanasiert wurde. Der Herr
Smital hat als Humanist nicht einmal den Weg in die innere
Emigration gefunden, geschweige denn zu einem Aufschrei,
Protest... Der Aufschrei war Heil Hitler! Nein, Herr
Buergermeister, bei Smital handelt es sich nicht um ein kleines
NS-Mitglied, einen Mitlaeufer oder Nichtwissenden, sondern um
einen voll engagierten Nazi bis zur letzten Stunde der
Naziherrschaft!
Ich kann und will nicht sagen, ob Ihnen die Nazivergangenheit des
Smital bekannt war, einfach deshalb, weil Sie seinerzeit als ich
das Thema an Sie herantrug, sofort bereit waren fuer die
hingerichteten Oberwarter Widerstandskaempfer Seper und Heigl und
die anderen Naziopfer, Roma und Sinti, eine Gedenkstaette an einem
manifesten Platz zu errichten. Bei Gespraechen zu diesem Thema
habe ich sie immer lobend erwaehnt, auch habe ich muendlich und
schriftlich immer wieder meinen Dank bekundet, mich fuer die
Pflege (Blumen) der Gedenkstaette bedankt. Umso weniger konnte ich
fassen, dasz es nun fuer einen Nazi posthume Ehrung in Oberwart
gibt. Darf ich fragen, wer diese Sache initiiert hat?
Zum Schlusz: Schoen, ehrend und auszeichnend waere es, wenn in
Oberwart bald eine Strasze nach den Widerstandskaempfern Seper,
Heigl und dem antifaschistischen wie humanistischen Gemeindearzt
Dr. Alexander Sarlai benannt wuerde. Und die Straszentafel
"Smitalweg" sollte raschest verschwinden.
Ich gruesze Sie aus freundlicher Naehe.
*Hans Anthofer*
(Brief etwas gekuerzt)
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