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Oekonomie/-logie:

> Die rentablen "Unrentablen"

Bio-Bauernhoefe sind produktiver

Small is beautiful. Auf die Landwirtschaft bezogen zeigt sich, dass
kleine Betriebe nicht nur schoener, sondern auch produktiver und
effizienter sind als grosze Betriebe. Weltweit wird auf kleinen
Bauernhoefen doppelt bis zehn mal soviel pro Flaecheneinheit
produziert als auf groeszeren Hoefen. Eine Studie des in Kalifornien,
USA, ansaessigen Instituts fuer Ernaehrung und Entwicklungspolitik
(Bekannt als Food First) widerspricht damit den Mythen vom
erfolgreichen groszflaechigen, hochmechanisierten
Landwirtschaftsmodell und der rueckstaendigen Kleinlandwirtschaft.

Kleinbauern nutzen ihr Land effizienter. Statt Monokultur mit nur
einer Ernte zu betreiben, bauen sie mehrere Fruechte und
Zwischenfruechte an, erzeugen verschiedene tierische Produkte und
nutzen so bestmoeglich alle Nischen des ihnen zur Verfuegung stehenden
Landes. Groszbetriebe haben zwar auf Grund der groeszeren
Mechanisierung eine hoehere Arbeitsproduktivitaet. Betrachtet man aber
alle Produktivitaetsfaktoren, so schneiden Kleinbetriebe besser ab.
Kleinbauern zeigen eine groeszere Verantwortlichkeit gegenueber der
Umwelt. Sie gehen sorgsamer mit den natuerlichen Ressourcen um,
erhalten die biologische Vielfalt und verhindern die Bodenerosion.
"Kleinlandwirtschaften bieten die beste Art, die Welt zu ernaehren,
und sie sind die einzige Moeglichkeit, die Ressource Boden fuer
weitere Generationen zu bewahren", erklaert Dr. Rosset, der Autor der
Studie.

Bio-Landwirtschaft bringt nicht nur ebenso hohe Ertraege wie die
industrialisierte, erspart aber deren Umweltkosten -- vor allem die
Stickstoff-Ueberduengung -- und mildert zudem das Treibhaus-Problem,
weil die Boeden mehr Kohlenstoff aufnehmen.

US-Forscher haben 15 Jahre lang drei Versuchsflaechen bewirtschaftet,
eine nach Art der "Gruenen Revolution" -- Mais-Monokulturen mit hohem
Kunstduenger- und Pestizid-Eintrag --, die anderen beiden mit
denselben Pflanzen, aber nach traditioneller Art, ohne Pestizide und
Kunst-Stickstoff: Der Duenger wurde im einen Fall durch Fruchtfolge
mit stickstofffixierenden Pflanzen in den Boden gebracht, im anderen
mit Rinderfaekalien.

Die Ertraege unterschieden sich im Zehnjahresdurchschnitt um gerade
ein Prozent, aber die Gegenrechnung ist noch erstaunlicher: Aus den
High-Tech-Feldern ging 60 Prozent mehr Stickstoff ins Grundwasser --
ueber die Haelfte des Kunstduengers kommt nicht bei den Pflanzen an --
, umgekehrt reicherten die biologisch bewirtschafteten Felder ihren
Boden fuenfmal so stark mit Kohlenstoff an: Sie sind damit Senken fuer
das Treibhausgas CO2.

Aktuell wichtiger ist der Beitrag zur Loesung des Stickstoff-Problems,
an dem weltweit Oekosysteme zusammenbrechen -- der Duenger fuettert
Algenblueten und laeszt Baeume ohne ausreichende Wurzelbildung in die
Hoehe schieszen. Hier zeigte sich die Kombination
Maisanbau/Rinderhaltung ueberlegen, weil sie den Kreislauf wieder
schlieszt, den die "Gruene Revolution" aufgebrochen hat: Auf der einen
Seite ueberduengt sie die Felder -- seit 1960 hat sich der
Weltverbrauch an Stickstoffduenger versiebenfacht und steht jetzt bei
70 Millionen Jahrestonnen. Auf der anderen Seite haelt sie ihre
Nutztiere in konzentrierten Massen mit gigantischem Faekalienausstosz,
allein in den USA zehn Milliarden Tonnen pro Jahr.

Wer den Untersuchungszeitraum von 15 Jahren fuer zu kurz haelt,
koennte sich von einem zweiten Experiment ueberzeugen lassen: Es
laeuft seit 1843 -- ueber 150 Jahre -- in Groszbritannien und kommt zu
noch erstaunlicheren Ergebnissen: Hier sind die Ertraege auf
"natuerlich" geduengten Versuchsflaechen gar hoeher als auf
kunstgeduengten.

Das wissen die indianischen Voelker schon laengst. Durch das
Unterpflanzen der Maisstauden mit zahlreichen anderen Feldfruechten
erzeugen sie 15 Tonnen Nahrungsmittel pro Hektar -- ohne Duengemittel,
Pestiziden, et cetera. Sie erschaffen damit mehr als doppelt soviel
Nahrungsmittel als die 6 Tonnen Mais pro Hektar in Monokultur!

Kleinlandwirtschaften sind "multifunktional". Sie tragen auch zur
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung einer Region bei. Gemeinden,
die von zahlreichen kleinen Bauernhoefen umgeben sind, haben eine weit
gesuendere Wirtschaft als solche, die von entvoelkerten, riesigen,
mechanisierten Farmen eingeschlossen sind.

Eine starke lokale Oekonomie bildet die Basis fuer einen erfolgreichen
Handel. Zusaetzlich zieht die durch kleinstrukturierte Bewirtschaftung
gepraegte Landschaft Touristen an, die weiteren Wohlstand in die
Region bringen. *Klimabuendnis Koordinationsstelle Kaernten*


Quellen: Die Bergbauern, Nr. 251, 11/99; Nature, Vol. 396, S. 262;
Standard, 1. Dezember 1998, S.36; J.Lutzenberger: Ernaehrung in der
Wissensgesellschaft, Campus-Verlag, 1999

Kontakt: Klimabuendnis Koordinationsstelle Kaernten, Christian
Salmhofer, Andreas Strasser, Rathausg. 2 / A-9500 VILLACH, (04242/
24617-2, Fax:04242/ 24617-4, e-mail: kaernten@klimabuendnis.at



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