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Wirtschaft/Staat:

> Der Ermordete ist schuld, es lebe der Moerder

Versuch einer Antwort zu "Tango corrupta" von Fritz Pletzl
(akin 36/99 und akin-pd 21.12.99)

Ich kann mich ja Deiner Meinung anschlieszen, wenn es tatsaechlich bei
Absprachen der Baumanager um die edle Absicht ginge, die Firmen und
das Personal zu erhalten: Dieser wirklich menschlich hervorragenden
Absicht kann, ja darf sich niemand, weder Peter Pilz noch ein Linker
entgegenstellen.

Meines Wissens ist aus diesen Gruenden auch noch niemand angeklagt
oder gar verurteilt worden. Leider ist die Realitaet doch etwas
anders: Bei diesen Absprachen geht es nicht darum, Arbeitsplaetze zu
erhalten und gute Loehne zu zahlen. Es geht darum, einen Auftrag
korrekt zu kalkulieren, diese Kalkulation mit anderen Mitbewerbern zu
vergleichen und dann einen saftigen Aufschlag zu machen, der nicht nur
den Villenausbau des Chefs finanziert, sondern auch ihm den mit ihm
verbuendeten Firmen und den mitwirkenden Beamten ein wenig Wurst aufs
Brot zu bringen. Die Beschaeftigten bleiben trotzdem ueber.

Aus meiner politischen Praxis moechte ich Dir einige Beispiele
bringen:

1 Bodensteckdose Angebot: oeS 150.000,-- Der serioese Preis lt. drei
verschiedenen Elektrikern waeren oeS 5.000,-- bis 15.000,--.

1 oeffentliche Toilettenanlage kostet 3 bis 5 Millionen. Laut
Preisliste einer nicht mitbietenden oesterreichischen Firma allerdings
nur 1 bis 2 Millionen.

Ein Straszenbauprojekt wird mit 36 Millionen veranschlagt, eine Grazer
Firma bietet das Ganze um 24 Millionen an.

Bei einem Radweg lautet das Angebot 4 Millionen. Nach einem Protest
bei der Firma, bei der auch andere Abrechnen angezweifelt werden, geht
der Preis auf einmal auf oeS 40.000,-- runter.

Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen.

Durch diese eindeutig ueberhoehten Preise sind sicher keine
zusaetzlichen Arbeitsplaetze geschaffen worden, auszer vielleicht im
Kasino, in der Luxusautoindustrie oder der Boerse. Es ist allerdings
das offizielle Geldvermoegen in Oesterreich von 1997 auf 1999 um
12,35% gestiegen, waehrend die Masseneinkommen in der selben Zeit nur
um 6,16% gestiegen sind. Dadurch, dasz die oeffentlichen Bauherren --
also die durch unsere Steuergelder finanzierten Gemeinden, Laender und
der Bund -- von den Bauunternehmern ausgenommen werden wie die
legendaere Weihnachtsgans, wird kraeftig umverteilt. Dadurch, dasz um
die gleiche Menge Geld weniger gebaut werden kann, weil es so teuer
ist, werden sogar Arbeitsplaetze gefaehrdet. Wichtige Projekte werden
in ihren finanziellen Mitteln gekuerzt.

Die von Dir vorgebrachten "Normen, die nur beinhartes Preisdumping und
brutale Rationalisierungsmasznahmen zur Folge haben muessen", waren
die Folge und nicht die Ursache der Korruption und der
Preisabsprachen. Du hast da was verwechselt, so schauts naemlich aus.
*Peter Grusch, Bezirksrat*



***

Lieber Peter Grusch!

Mag sein, dasz ich was verwechselt hab`, auf jeden Fall hast du meinen
Text nicht genau gelesen. Dort war naemlich zu lesen: "Doch unter der
Voraussetzung, dasz es sich nicht nur um plumpe Preisueberhoehungen,
sondern auch um Schutzmasznahmen zum Erhalt der jeweiligen Firmen und
des Personals handelt, koennten die baugewerblichen Plaudereien auch
etwas differenzierter betrachtet werden." Abgesehen davon denke ich
weiterhin, dasz das "beinharte Preisdumping" nicht eine Folge der
Preisabsprachen der Baufirmen ist, sondern -- tut leid -- eine
logische Konsequenz des Konkurrenzkapitalismus. *Fritz Pletzl*


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