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Aussendungszeitpunkt: 11.11.99; 22:30
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Offener Brief:

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An ARat Handrich,
KOAT Deutschmeisterplatz,
Zimmer114, 1010 Wien

> Sehr geehrter Herr Rechtsbeamter!

Wien, 28.8.1999

Da mir gesetzlich nicht erlaubt ist, sie ungestraft Trottel zu
nennen, bleibt mir nur der bei ihnen wohl kaum hoffnungsreiche Weg
meiner staatsbuergerlichen Pflicht, sie mit Argumenten auf ihr
wenig sinnvolles Richten und Rechten hinzuweisen.

Wegen Radfahrens im Schritttempo durch die Fuszgaengerzone am
Kohlmarkt verdonnerten sie mich zur Strafzahlung von 1000.-OeS
oder 60 Stunden Ersatzarrest. Ohnehin gepfaendet, ist fuer sie bei
mir nix zu holen, und ich ging in den Arrest. Sowohl Beamte als
auch Hausarbeiter griffen sich an den Kopf, sprachen von
unverstaendlicher Haerte und davon, dasz dies aber kein Einzelfall
sei. Auffaellig vermehre sich die Zahl der derart bestraften
Radfahrerinnen. Das Gros der im Polizeigefangenenhaus einsitzenden
Oesterreicher scheinen Leute zu sein, die Autofahrerdelikte
hatten. Dem Fasz den Boden ausschlaegt allerdings die nur als
vorsaetzliche und bewuszte Schikane aufzufassende Tatsache, dasz
der Durchschnitt der Autofahrer 1200.- OeS pro Tag absitzt,
waehrend ein Radler fuer OeS 1000 zweieinhalb Tage sitzen musz. So
werden Menschen behandelt, die immerhin die Welt gesuender und
lebenswerter erhalten im Gegensatz zu den von Leuten wie ihnen
privilegierten Dreckverschleuderern, Energiefressern und
Raumgreifern. Vielleicht denken sie aber auch nur, dasz Radfahrer
laenger sitzen muessen als Autofahrer, weil sie in groszen Teilen
der Stadt schneller und oekonomischer vorankommen als diese. Wie
auch immer, ihre unzeitgemaesze Strafpraxis provoziert zb mich nur
zum Versprechen, weiterhin im Schritttempo die Fuszgaengerzone
Kohlmarkt mit dem Fahrrad zu durchmessen, da ich als Radfahrer auf
der "legalen" Strecke richtung Petersplatz, die ja sehr schmal und
noch dazu fiakerbelastet ist, fuer die Autofahrer eindeutig ein
Verkehrshindernis darstelle und entsprechend aggressiv behandelt
werde. Somit werde ich, und es ist ihr Steuergeld, das dafuer
herangezogen wird, weiterhin den Ersatzarrest waehlen muessen, ihn
zur Weiterbildung benuetzen und den Polizeirat einen guten Mann
sein lassen.

Ohnachtungsvoll, *Thomas Northoff*

P.S.: Fuer den Fall, dasz dieses Schreiben irgendwo als Leserbrief
angenommen wird, teile ich der Vollstaendigkeit und der
Solidaritaet mit den radfahrenden Kolleginnen halber mit, dasz bei
Antritt der Ersatzhaft ein Wisch unterschrieben werden kann, in
welchem man Arbeitswilligkeit kundgibt, wodurch automatisch die
Einforderung der Essens- und "Hotel"kosten entfaellt.



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