*************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch mit den in der
Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren
sagt nichts ueber eine anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
*************************************************
Aussendungszeitpunkt: 30.10.99, 23:30
*************************************************
Nachwahlkraempfe:
> Den Teufel mit dem Belzebuben austreiben
Warum die Grosze Koalition um nichts besser ist als die Haiderei
und
warum wir die "Demokratische Offensive" nicht
unterstuetzen
*
Seit mehr als zehn Jahren ist die FPOe in einem fast
ununterbrochenen
Aufstieg. Nach der letzten Wahl, die sie zur zweit staerksten
Partei machte
und damit das lang erprobte politische System schwer erschuettert
hat, fragte
die internationale Presse: "Sind diese Oesterreicher
verrueckt? Es geht ihnen
doch eh so gut!"
*Aufstieg der FPOe und Agonie der Zweiten Republik*
Doch genau hier liegt der Hund begraben, denn das stimmt so
einfach nicht:
Erstens faehrt die Grosze Koalition seit mehr als einem Jahrzehnt
einen - mit
sozialdemokratischer Kosmetik - geschminkten Kurs des
Sozialabbaus, der
Privatisierungen und der neoliberalen Deregulierung, der zu einer
wesentlichen Verschaerfung der sozialen Ungleichheit und
Ungerechtigkeit
gefuehrt hat. Nicht nur die Schicht der voellig Ausgestoszenen,
sondern vor
allem auch derjenigen, die arbeiten aber dennoch arm bleiben,
waechst
staendig, waehrend die Einkommen der Kapitalbesitzer, der Reichen
und zum Teil
auch der Mittelschicht unverschaemt gestiegen sind und weiter
steigen.
Doch das alleine ist es nicht. Die Masse der einfachen
Bevoelkerung ist mit
dem politischen System zurecht unzufrieden, weil es ihr keinerlei
Zukunftsperspektive mehr bietet. Nicht nur, dasz die
allgegenwaertige
Bereicherung und Korruption ihr verdeutlicht, dasz sie von der
realen Macht
ausgeschlossen sind und von wirklicher Demokratie nicht die Rede
sein kann.
Sie spueren, dasz die Gesellschaft als ganzer in einer tiefen
strukturellen
Krise steckt. Die Globalisierung zerstoert jegliche soziale und
kulturelle
Werte, die nicht jene des Geldes sind. Die Kriegsgefahr steigt
und auch die
Zerstoerung der Umwelt schreitet voran. Insbesondere die Jugend
stuerzt sich
in den Konsum- oder in Drogenrausch - ein weiterer Ausdruck der
Zerfallserscheinungen. Keiner glaubt daran, dasz es so noch lange
weitergehen kann.
Als Reaktion auf diese durchaus realen Bedrohungen, versuchen
viele ihre
soziale Stellung zu erhalten und zu verteidigen, in dem sie sich
abschlieszen
und die Ursache allen Uebels den Auslaendern zuschieben. Hier
setzt Haider mit
seiner genauso auslaenderfeindlichen wie sozialpopulistischen
Rhetorik ein,
die das Blaue vom Himmel verspricht waehrend die sich dahinter
versteckenden
Ziele tatsaechlich zutiefst neoliberal-kapitalistisch und
autoritaer sind.
*Faschistische oder neoliberale Gefahr?*
Von vielen wird nun eine faschistische Gefahr heraufbeschworen.
Doch der
Faschismus war nichts anderes, als mit den extremsten Mitteln des
Buergerkrieges den Kapitalismus vor der sozialen Revolution zu
bewahren.
Heute gibt es keine relevanten sozialrevolutionaeren Ansaetze. Es
gibt also
von Seiten der Herrschenden nicht den geringsten Anlasz, sich des
Faschismus
zu bedienen.
Heute geht die Abwendung der Massen von der Groszen Koalition auf
die Muehlen
eines rechten Populismus, der das kapitalistische Regime im Sinne
der
zunehmenden Bereicherung der Ober- und Mittelschicht von innen
und ohne
gewaltsame Umbrueche reformieren will. Wir steuern auf ein System
hin, das
statt wie bisher aus einen Block der Mitte aus zwei Bloecken
bestehen wird,
die beide mehr oder weniger populistisch, der eine mehr
linksliberal der
andere etwas rechter, im Grunde die gleichen neoliberalen Ziele
vertreten
werden. Nach amerikanischem Vorbild soll suggeriert werden, dasz
es eine
demokratische Wahlmoeglichkeit gaebe, doch in Wirklichkeit
handelt es sich nur
um unbedeutende Nuancen ein und desselben ungezuegelten
Kapitalismus.
*Demokratische Offensive mit der Regierung?*
Fuer den 12. November haben nun Kraefte im Umfeld der SPOe fuer
eine
Demonstration gegen die Haiderei aufgerufen. Doch das ist der
blanke Hohn!
Leute wie Lacina und Petrisch, die jahrelang die
Regierungspolitik des
Sozialabbaus, des staatlichen Rassismus, des voelkermoerderischen
und
imperialistischen Krieges gegen den Irak und Jugoslawien sowie
des
schleichenden Beitritts zur Nato getragen und betrieben haben,
spielen sich
nun als Humanisten und Demokraten auf. Sie sind vielmehr die
Hauptverantwortlichen fuer die Misere. Die Haiderei ist letztlich
nur das
Produkt ihrer Politik!
Die Demonstration ist genauso wie vor einigen Jahren das
Lichtermeer eine
Regierungsveranstaltung, die zu nichts anderen aufruft, als zur
Fortsetzung
einer Regierungspolitik. Nein, mit Kriegsverbrechern
demonstrieren wir
nicht. Wir werden ihnen fuer die Fortsetzung ihres Sozialabbaus
und ihres
staatlichen Rassismus keine Absolution erteilen!
Einige Kraefte der Linken, inklusive der KPOe, glauben mittels
eines eigenen
linken Blockes die fortschrittlichen Aspekte der Demonstration
aufgreifen zu
koennen, ohne dabei ins Fahrwasser der SPOe zu kommen. Doch das
ist im besten
Fall eine pure Illusion und im schlechtesten schlicht
Opportunismus, denn
den Charakter einer Mobilisierung bestimmt immer die Fuehrung -
und diese
liegt bei der SPOe, die ueber eine linke Flankendeckung gar nicht
so
unzufrieden sein wird. Die Medienmaschine erledigt dann das
ihrige, so dasz
letztendlich alles auf die Muehlen der Regierung geht.
*Haider verhindern oder antikapitalistische Opposition?*
Viele vertreten die These der Hauptgefahr Haider, den es um jeden
Preis zu
verhindern gelte. Doch wir sagen: Laszt sie die Regierung bilden,
wie sie
wollen. Es ist uns gleichgueltig, denn alle denkbaren Varianten
stehen fuer
die Fortsetzung der neoliberalen Politik in der einen oder
anderen Form.
Ihre Gefaehrlichkeit haengt vor allem davon ab, welchen sozialen
Konsens sie
fuer ihre Angriffe finden koennen. Unter diesem Gesichtspunkt ist
Haider um
nichts bedrohlicher als Klima. Im Gegenteil, die SP laehmt seit
Jahren
jeglichen sozialen Widerstand. Wenn also der Preis zur
Verhinderung Haiders
die unentwegte Unterstuetzung der SP-Versteinerungspolitik ist,
so ist dieser
entschieden zu hoch. Unsere Aufgabe ist nicht einen Fluegel der
Herrschenden
gegen den anderen zu unterstuetzen, sondern gegen das ganze
verrottete
kapitalistische Regime zu kaempfen.
Nein, wir muessen uns dieser Spirale nach rechts entgegensetzen
in dem wir
eine antikapitalistische Opposition bilden - als wirkliche
Alternative fuer
die zu Recht Unzufriedenen sowohl gegen das alte Regime der
Groszen Koalition
als auch gegen jenes der Alternanz zwischen Linksliberalismus und
Rechtspopulismus.
*Revolutionaer Kommunistische Liga RKL*
Kontakt: RKL, PF 23, A-1041 Wien
Tel/Fax +43 1 504 00 10
rkl@magnet.at
http://members.magnet.at/rkl
*******************************
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1010 wien, wipplingerstrasze 23/20
kontakt: bernhard redl
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
fax: ++43 (0222) 535-38-56
http://akin.mediaweb.at
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin