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Aussendezeitpunkt: Di, 19.10.99, 19:07 *
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Nord-Sued:

> MiG 29 fuer Margarine

Der Zusammenhang zwischen Regenwaldrodung und unseren
Konsumgewohnheiten.


Die katastrophalen Waldbraende, die zwischen Herbst 97 und
Fruehjahr 98 in Indonesien tobten, zerstoerten tausende
Quadratkilometer Regenwald und lieszen fuer fast 200 Millionen
Menschen die Atemluft knapp werden. Die nun erfolgte Auswertung
von Satellitenbildern brachte eine Ueberraschung: 80 Prozent aller
Braende wurden von Plantagenfirmen gelegt, um Platz fuer die
Palmoelproduktion zu schaffen!

Nicht die so oft als Suendenboecke dargestellten Kleinbauern waren
die Verursacher, sondern in der Plantagenbewirtschaftung taetige
Firmen. Zur kostenguenstigen Vorbereitung des Terrains fuer die
spaetere Bewirtschaftung haben die beschuldigten Firmen den Wald
groszflaechig abgebrannt. Die Feuer konnten auf die umliegenden,
hauptsaechlich von der Holzwirtschaft ausgebeuteten Waelder
uebergreifen. Geschehen konnte das, weil durch die von den
Bulldozern geschlagenen Schneisen das Sonnenlicht auf die
liegengebliebenen Holzabfaelle, wie Aeste und Baumkronen,
niederbrannte und das Holz austrocknete.

So bekam das Feuer immer wieder neue Nahrung und geriet letztlich
voellig auszer Kontrolle. So wurden die Taeter selbst zu Opfern
ihres verbrecherischen Handelns.

*Margarine, Lippenstift und Treibstoff: Palmoel -- ein*
*Rohstoff fuer viele Faelle*

Die Oelpalme wird vor allem wegen ihres Oels angebaut, das man aus
ihrem orangenen Fruchtfleisch gewinnt. Neben den Waschmitteln
enthalten die meisten Nahrungsmittel, in deren Zusammensetzung
®pflanzliche Fette¯ erwaehnt sind, mit groszer Wahrscheinlichkeit
Palmoel. Die Hersteller sind nicht verpflichtet, solche Fette im
Detail zu deklarieren.

Groeszte Endverbraucher sind die Konsumenten von Margarine,
Snacks, Frittierfett, Suppen, Soszen, Fertiggerichten, Speiseeis,
Kosmetika und Kerzen. Auch Tiernahrung wird mit Palmoelprodukten
"aufgefettet". Die staerkste Abnehmergruppe jedoch sind mit 20
Prozent der Gesamtproduktion die Margarinehersteller.

*Weltproduktion und internationaler Handel -- Die EU ist der*
*weltgroeszte Palmoel-Importeur*

In den letzten fuenf Jahren stieg der weltweite Verbrauch von
Palmoel um ein Drittel - mit einem durchschnittlichen Wachstum von
sieben Prozent jaehrlich. Kein Wunder, dasz immer neue
Anbauflaechen fuer Oelpalmen-Plantagen geschaffen werden.
Malaysia ist mit 28.000 km2 Oelpalmen-Plantagen gegenwaertig der
weltgroeszte Produzent und Exporteur von Palmoel. In Indonesien
sind die Palmoel-Monokulturen bereits auf eine Flaeche von 24.000
km2 angewachsen und wegen der gestiegenen Nachfrage plant man bis
zum Jahr 2005 noch einmal eine Verdoppelung der Anbauflaechen.
Dafuer wird eine Waldflaeche in der Groesze von Niederoesterreich
geopfert werden. Im Jahr 1997 stellten Malysia und Indonesien
zusammen 80 Prozent der weltweiten Palmoelproduktion von 17,6
Millionen Tonnen und 87 Prozent des weltweiten Exports von 12,4
Millionen Tonnen.

Um Devisen zu erwirtschaften, muessen Indonesien und Malaysia den
Industrienationen ihre Rohstoffe anbieten. Das durch den Export
verdiente Geld wird natuerlich nicht zur Rettung der Waelder
eingesetzt, sondern zum Einkauf von westlichen Konsumguetern.
Selbst der Einkauf von Waffen wird zunehmend mit "Naturalien"
bezahlt. So bestellte Indonesien 1997 zwoelf russische Su-30-
Jagdbomber. Moskau bekommt dafuer neben Spielzeug und Zement das
begehrte Palmoel. Malaysia beglich einen Teil der 560-Millionen-
Dollar-Rechnung fuer das erste MiG-29-Jagdgeschwader Suedostasiens
ebenfalls mit Palmoel. Die boesen Folgen der Finanzkrise
analysiert der Asienexperte Peter Heck so: "Das Geld, um das sich
die Indonesier vom Westen bestohlen fuehlen, werden sie wieder
hereinholen, indem sie den Raubbau an Natur und Rohstoffen
nochmals forcieren!"

*Das Gewissen der Konzerne*

"Die groszen Konzerne, die Palmoel verarbeiten geben sich
ahnungslos. Oekologische Gesichtspunkte spielten fuer den
Palmoeleinkauf der betroffenen Firmen bisher keine Rolle. Daten
ueber die verwendeten Mengen indonesischen Palmoels werden nicht
herausgegeben", erklaerte der WWF-Deutschland, der unter 30
groszen Unternehmen, die fuer die Verarbeitung von oder fuer den
Handel mit Palmoel in Frage kommen, eine Umfrage durchfuehrte.

Einzige Ausnahme: Der Lebensmittelkonzern Unilever gab an, 40.000
Tonnen indonesisches Palmoel verwendet zu haben, und signalisierte
Bereitschaft, sich des Problems staerker anzunehmen. Die NGOs und
die KonsumentInnen muessen ihre Anstrengungen jetzt verstaerken
und bei allen betroffenen groszen Firmen darauf draengen, Druck
auf ihre Lieferanten auszuueben. Nur so kann der Zerstoerung der
Regenwaelder Einhalt geboten werden.

"Prinzipell ist nichts gegen den Einsatz von Palmoel einzuwenden",
meint Hans Kandler vom Klimabuendnis Oesterreich, "Firmen, die an
der Regenwaldzerstoerung beteiligt sind, duerfen jedoch fuer ihre
Praktiken nicht weiter ungeniert Gewinne einstreichen." Das
Beispiel Unilever zeigt, dasz Unternehmen sehr wohl Lieferlaender
unterscheiden, Verwendungsmengen nennen und auf eine vertraegliche
Produktion von Palmoel Einflusz nehmen koennen - wenn sie nur
wollen.

*Konflikte zwischen Kleinbauern und Plantagen-Unternehmen*

Die Konzerne muessen nicht nur mit dem Vorwurf der
Regenwaldzerstoerung leben. Auch der Widerstand der einheimische
Bevoelkerung gegen die Palmoelplantagen macht ihnen zunehmend zu
schaffen. Dabei kommt es immer wieder zu gewalttaetigen
Auseinandersetzungen. Die Einheimischen sind aufgebracht, weil
Plantagenfirmen ihr Land einnehmen und den Wald zerstoeren. Zwei
Beispiele sprechen stellvertretend fuer die unzaehligen Konflikte:

In Siberakun brannten Hunderte von DorfbewohnerInnen die
Einrichtungen der Palmoelfirma PT Duta Palma nieder. Der Konflikt
brach aus, weil die Firma die Bitte der Einwohner, sich von dem
traditionellen Schutzwald und dem traditionell genutzten Land der
Einheimischen fernzuhalten, nicht beachtete.

Waehrend einer Protestaktion gegen die Ausweitung einer
Oelpalmenplantage auf Ureinwohnerland im Gebiet von Bakong
(Sarawak) wurden zwei Personen durch Schuesse paramilitaerischer
Einheiten schwer verletzt, ein 40-jaehriger Iban starb an den
Folgen eines Kopfschusses.

*Fairer Handel eine Alternative zum Palmoelverzicht?*

Wer den Regenwald schuetzen will, sollte beim naechsten Einkauf
auf palmoelhaltige Seifen und Abwaschmittel, wie ®Palmolive¯-
Produkte, verzichten und sich fuer Erzeugnisse aus fairem Handel
entscheiden.

Neben den bereits allseits bekannten "TransFair"-Produkten, wie
Schokolade, Kaffee und Tee, werden von der Firma Sodasan aus
Kokos- und Palmoel bestehende Waschmittel angeboten, die eine gute
Alternative sind, da wichtige Grundbedingungen erfuellt sind:
Anstatt der Plantagenbesitzer werden Kleinbauern unterstuetzt.
Diese arbeiten nach den Richtlinien des Biolandbaus und erhalten
fuer ihre Produkte eine gerechte Bezahlung unter "Transfair"-
Bedingungen.

Der niedrigste Lohn dieser Kleinbauern liegt ca. 50% ueber dem
staatlichen Mindestlohn. Zusaetzlich erhaelt jeder Arbeiter ein
13.Monatsgehalt und 30 Tage bezahlten Urlaub. Die medizinische
Versorgung ist fuer alle kostenlos. Neben den umweltvertraeglichen
Anbaumethoden und der besseren Bezahlung werden Schulprojekte und
der Ausbau der oertlichen Infrastruktur, wie Wohnungen, Strom,
Wasser, etc., unterstuetzt.

*Einkaufen fuer eine bessere Welt*

Die Nachfrage der KonsumentInnen kann die Einfuehrung der
Transfair-Produkte massiv beschleunigen. Wenn es auch vielen als
ein kleiner Schritt erscheint, so hat er doch grosze Symbolkraft:
Denn mit jedem Geldschein gibt der Verbraucher einen "Stimmzettel"
fuer oder gegen bestimmte Handelsstrukturen ab.

Grundlage fuer eine derartige "Einkaufsdemokratie" sind
ausreichende Informationen ueber die sozialen und oekologischen
Rahmenbedingungen eines Produktes.

Da aber noch keine TransFair-Margarine angeboten wird, gibt es
hier nur eine Alternative: Die gute einheimische Butter, aus der
Milch eines Bio-Bauern erzeugt, die wir mit gutem Gewissen
verzehren duerfen! *Klimabuendnis Koordinationsstelle Kaernten*


Kontakt: Klimabuendnis, Rathausg. 2 / A-9500 Villach, 04242 / 24617-2,
Fax: 04242 / 24617-4; e-mail: christian.salmhofer@klimabuendnis.at


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