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Aussendezeitpunkt: Di, 19.10.99, 14:58 *
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Briefe von der anderen Seite des Globus:

> FALINTIL: Wir behalten unsere Waffen!

Seitdem die UN/australisch gefuehrten Truppen (UNAFET) in Ost-
Timor gelandet sind, hat das Toeten fast aufgehoert. Die
Australier (andere Truppen sind erst spaeter und in kleineren
Einheiten gelandet) wurden ueberall als Befreier mit offenen Armen
von den Timoresen und auch von ihrer bewaffneten Partisanenarmee
(FALINTIL) begrueszt. Wenn ueber den Einsatz der UN-Truppen
geklagt wurde, dann darueber, dasz sie zu spaet kamen, zu wenige
waren und zu langsam ins Hinterland vorrueckten.

Aber Anfang Oktober war ein neues Problem entstanden, das sehr
ernste Folgen befuerchten liesz.

UNAFETs australischer Kommandant, Major General Peter Cosgrove,
hatte zwar von Anfang an darueber geredet, dasz alle
"irregulaeren" Bewaffeneten entwaffnet wuerden. In Ost-Timor wurde
aber angenommen, dasz sich das auf die "Miliz" bezog, die --
von der indonesischen Armee organisiert, bewaffnet, bezahlt und
gefuehrt -- die Hauptrolle beim Morden und Verwuesten hatte.

Die indonesische Polizei ist fast sofort nach der Ankunft der UN-
Truppen verschwunden, und der Groszteil der indonesischen Armee
TNI, die an die 20.000 Mann in Ost Timor hatte, ist sehr eilig
abgezogen, nachdem sie (und Miliz-Gruppen) alles, was sie nicht
wegschleppen konnten, abgebrannt hatten (mit der Ausnahme Baucaus,
das nur teilweise zerstoert wurde). Nur ein paar tausend TNI-
Truppen -- man spricht von 1500 bis 3000 -- sind noch im
Lande.

Die FALINTIL-Guerrilla hatte die UN-Truppen zu indonesischen
Armee-Lagern gefuehrt, wo -- fuer unbekannte Zwecke --
Mengen von leichten Waffen und Munition von der TNI
zurueckgelassen wurde. Diese Waffen, so erklaerten die FALINTIL-
Kommandeure, ueberliessen sie freiwillig (sie haetten sie ja
vorher selbst ausheben koennen) der UNAFET. Dagegen kaeme es nicht
in Frage, ihre "eigenen Waffen", in verlustreichen Kaempfen
waehrend der letzten 24 Jahre von den Indonesiern erbeutet,
abzugeben.

Aber gerade dies verlangte am 3.Oktober UNAFET-Kommandeur
Cosgrove. "Im Namen der Unparteilichkeit wuerde er nur seinen
eigenen Truppen -- und der regulaeren indonesischen Armee (!)
weiterhin erlauben, Waffen zu tragen."

Und so versuchten an mehreren Stellen UNAFET-Truppen, insbesondere
britisch gefuehrte Gurkas, am Tag darauf die FALINTIL zu
entwaffen. Die Guerrilleros aber machten da nicht mit, und es
gab "einige sehr kritische Situationen" bis die Gurka nachgaben.

Am 5.10. erklaerten die Oppositionsfuehrer "Xanana" Gusmao und
Ramos Horta, dasz eine Entwaffnung absolut "unannehmbar" sei.

In der Frueh desselben Tages noch blieb General Cosgrove bei
seinem Beschluss, aber am Abend muszte er die Waffen der Rebellen
vorlaeufig akzeptieren. *Max Watts, Sydney*


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