***********************************************************************<br>akin-Pressedienst. <br>Elektronische Teilwiedergabe der <br>nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. <br>Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch mit den in der <br>Papierausgabe veroeffentlichten sein. <br>Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. <br>Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der <br>Verantwortung der VerfasserInnen. <br>Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt <br>nichts ueber eine anderweitige Verfuegungsberechtigung aus. <br>***********************************************************************<br>6.10.99, 22:05<br>***********************************************************************<br><br>Tuerkei:<br><br>> Beleidigen Soldaten die Armee?<br><br>Der Autorin Nadire Mater drohen sechs Jahre Haft<br><br>Am 29. September begann in Istanbul der Prozesz gegen die<br>Journalistin Nadire Mater, Korrespondentin fuer Reporter ohne<br>Grenzen in der Tuerkei und Mitarbeiterin des Istanbuler Bueros der<br>internationalen Menschenrechtsorganisation zur Verteidigung der<br>Pressefreiheit.<br><br>Nadire Mater, Reporterin der Nachrichtenagentur IPS (Inter Press<br>Services), hat in einem Buch 42 Interviews mit ehemaligen<br>Armeeangehoerigen veroeffentlicht, die im Krieg gegen die PKK<br>eingesetzt waren. "Mehmets Buch: Soldaten berichten ueber den<br>Kampf im Suedosten" erschien im April dieses Jahres und wurde am<br>23. Juni von einem Istanbuler Gericht verboten. Bis dahin waren<br>rund 9000 Exemplare verkauft worden; alle verbleibenden wurden<br>beschlagnahmt.<br><br>Am 9. August erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Nadire<br>Mater und ihren Verleger Semih Soekmen. Ihm droht im Falle einer<br>Verurteilung eine Geldstrafe, Nadire Mater koennte nach Artikel<br>159 des Strafgesetzbuches ("Beleidigung und Herabwuerdigung des<br>Militaers") zu einer Haftstrafe zwischen einem und sechs Jahren<br>verurteilt werden.<br><br>"Es ist ironisch, dasz ich der Beleidiung der tuerkischen Armee<br>beschuldigt werde, weil ich wahrheitsgemaesz die Worte tuerkischer<br>Soldaten wiedergegeben habe", kommentiert Nadire Mater den<br>Vorgang.<br><br>Als die Autorin nach der Beschlagnahme ihres Buches beim<br>Justizministerium die Niederschlagung der Anklage gefordert hatte,<br>erhielt sie zur Antwort, die tuerkische Justiz sei "unabhaengig<br>von der Exekutive, keine Behoerde ist befugt, den Richtern<br>Anweisungen zu erteilen". Aus der Anklageschrift geht jedoch<br>hervor, dasz das Verfahren auf Verlangen des stellvertretenden<br>Stabschefs der Armee, General Hizim Oezkoek, eroeffnet wurde. Die<br>Staatsanwaltschaft benennt den Offizier zudem als ihren<br>"Informanten".<br><br>Die Anklage erging kurz nach Bekanntgabe der Anfang September in<br>Kraft getretenen Amnestie fuer verurteilte bzw. unter Anklage<br>stehende Journalisten und Autoren. Dieser Straferlasz gilt nicht<br>fuer "Vergehen", die nach dem 23. April 1999 begangen wurden -<br>drei Neuauflagen von "Mehmets Buch" erschienen erst nach diesem<br>Datum.                    *Reporter ohne Grenzen/bearb.*<br><br><br>Fuer weitere Informationen: Reporter ohne Grenzen BRD, Skalitzer<br>Strasse 101, D-10997 Berlin Germany, Tel.: ++49 - 30 - 615 85 85,<br>Fax: ++49 - 30 - 614 34 63; sowie RoG Oesterreich (im Aufbau) c/o<br>Journalistengewerkschaft, Bankgasse 8, A-1010 Wien<br><br><br><br><br><br>***********************************************************************<br>'akin - aktuelle informationen'<br>a-1010 wien, wipplingerstrasze 23/20<br>kontakt: bernhard redl<br>vox: ++43 (0222) 535-62-00<br>fax: ++43 (0222) 535-38-56<br>akin.buero@gmx.at<br>http://akin.mediaweb.at<br>pgp-key (2.6.2i) auf anfrage<br>Konto: 223-102-976/00, Bank Austria<br>BLZ 12000, Verwendungszweck: akin<br><br>