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Wahlkraempfe:
> Vorzugsstimme für Pilz
Zur Pilz-Debatte u.a. in akin 25/99 (akin-pd 22.3.99)
Liebe Akinisten und Akinistinnen, auch ich gebe meine Vorzugsstimme dem Peter Pilz und unterstuetze ihn im Wahlkampf, sogut ich kann. Warum? Warum ist aus einem auch oeffentlich erklaerten Pilzgegner ein -befuerworter geworden?
Vor ein paar Wochen wurde hier in der "Akin" ueber die Kaelte des Menschen Peter Pilz geschrieben, Dieter Schrage lobt jetzt seinen "klaren politischen Verstand", und Bernhard Redl kritisiert, dasz Pilz seiner Meinung nach zu wenig "Ideologie und Weltbild" besitze, um waehlbar zu sein.
Alle drei Behauptungen stimmen, zumindest irgendwie, und dennoch bin ich der Meinung, dass moeglichst viele Gruenwaehler seinen Vorzugsstimmenwahlkampf unterstuetzen sollten. Warum?
Weil Pilz nach meinen Beobachtungen etwas zustandegebracht hat, was nur wenigen Menschen gelingt, und Politikern am allerwenigsten: er hat sich, sein Verhalten geaendert. Er ist, seit jener schweren Krise im Rathausklub vor etwa zwei Jahren, stiller geworden, weniger mediengeil, wenigstens ein bisschen kooperativ. Pilz hat, soweit ich es von aussen beobachten konnte, fast sprunghaft dazugelernt. Zwar kenne ich nicht wenige Gruene, die das in Abrede stellen und alte Feindschaften pflegen. Aber lieber stehe ich mit meinen Beobachtungen allein da, als aufs Beobachten zu verzichten.
Und was den angeblich "ideologiefreien" Peter Pilz betrifft: wer war es, der die Kurdenmorde aufgedeckt, die Vorgangsweise der Polizei und Politiker, ihre entsetzliche Feigheit, der Oeffentlichkeit zur Kenntnis gebracht; die staendige Verletzung der Menschenwuerde und Menscherechte durch die Buerokraten gegeisselt hat? Wenn nicht jener Pilz, der angeblich keine "Ideologie", kein "Weltbild" hat. Da kann ich nur den Kopf schuetteln. Denn wenn es, neben der Kunst, ein Ideologieressort gibt, dann ist es der Bereich der Menschenrechte. Das weiss der Haider deshalb so gut, weil er ja staendig auf ihrem weichen, ungeschuetzten Bauch, derart gekonnt, herumtrampelt.
Natuerlich duerfte Pilz, bei aller Aenderung, immer noch "selbstverliebt" sein oder "Kaelte" ausstrahlen, wie hier geschrieben wurde. Aber wenn wir uns, in einem Gedankenexperiment, die Gruenen ohne den Peter denken, dann waeren wir mit Sicherheit eins: blaesser, fast bleich. Nur mehr gruenliche Gruene. Denn: geschadet, wirklich geschadet, hat dieses "politische Ausnahmetalent", wie auch Bernhard anerkennt, weder der Partei, also uns selbst da sind wir, so hoffe ich, doch einer Meinung - , noch der Umwelt- und Oekobewegung.
Gerade habe ich einen kleinen Film ueber die 102 Jahre alte Margarete Schuette-Lihotzky und ihre Zeit im Widerstand gegen Hitler fertiggestellt wirklich die eindrucksvollste Frau, der ich je begegnet bin aber werde ich deshalb, als Filmemacher, zum Propagandisten des Kommunismus? Nur, weil Schuette Kommunistin ist? Na, eben! Die angebliche Ideologieferne des Peter Pilz zu kritisieren, ist ganz okay, hab ich auch schon gemacht; auch wenn die Kritik haarscharf danebentrifft; siehe Menschenrechte. Aber ihn deswegen nicht zu waehlen, seinen Vorzugsstimmenwahlkampf zu boykottieren, wie das nicht wenige gruene Gemeinderaete und Parlamentarier gemacht haben, halte ich fuer einen Akt von politischer Selbstverstuemmelung, mehr noch: fuer politische Dummheit.
Kein Waehler wuerde dies, kaeme es je in die Oeffentlichkeit, verstehen, dessen bin ich mir sicher.
Ich, jedenfalls, gebe meine Vorzugsstimme dem Peter und hoffe, dass meine hier vorgebrachten Argumente den einen Akinleser, die andere Akinleserin davon ueberzeugen konnten, es auch zu tun.
PS: Etwas ganz anderes: Wir, so scheint mir, erleben mit dem Verzicht der USA auf den weiteren Anbau gentechnisch veraenderten Getreides soeben ein zweites Zwentendorf, diesmal weltweit, nicht nur in Oesterreich. Seit damals ging es, wenn auch nur langsam, atomar bergab, jetzt geht es, hoffentlich schneller, beim Essen genetisch bergauf. Das macht mir Mut; manchmal erfasst mich das Gefuehl, die Globalisierung der Maerkte, bei aller sonstigen Ablehnung, dafuer kuessen zu muessen. Sie verhindert, was sie selber hervorbringt. Wenn das nicht, ganz praktische, Dialektik ist!
Unser Kampf gegen gentechnisch manipulierte Nahrung hat sich also gelohnt, und wird sich weiterhin lohnen. Liebe Gruesse, *Uwe Bolius*
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