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24.9.99, 2:20
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Frauen/Arbeit:
> Von der Ungleichheit der Frauen im Zeitalter der Globalisierung

Unbestritten sind die Vortragsveranstaltungen und Fachtagungen des
Renner-Instituts das Vernuenftigste und Progressivste, was die
SPOe zu bieten hat. Da dies angesichts der katastrophalen SPOe-
Politik alles andere als ein Lob ist, musz fairer Weise
hinzugefuegt werden, dasz sich die Veranstaltungen in der Regel
wirklich wohltuend und scharf von der konkreten SPOe-Politik
abheben. Ein Beleg dafuer ist die Vortragsveranstaltung vom 8.
September, die unter dem Titel: "Die 'Misstress' und die 'Magd' --
Globalisierung und die zunehmende Ungleichheit zwischen Frauen"
abgehalten wurde.

Die einleitenden Worte zu dieser Vortragsveranstaltung sprach
Frauenministerin Prammer. Sie versicherte in ihrer Einleitung,
dasz sie in einer anschlieszenden Diskussion inhaltlich
differenzierter auf das Thema eingehen werde und betonte vorweg
nur die Wichtigkeit von Frauenthemen und solchen Veranstaltungen
im allgemeinen. Die Einleitung war ob dieser Kuerze ertraeglich,
und die Anwesenden muszten nicht lange auf den Vortrag von Prof.
Brigitte Young warten. Die Anwesenden waren im uebrigen fast
ausschlieszlich Frauen, offenbar interessieren sich Maenner nur
fuer Herr-und-Knecht-Themen und nicht fuer die Problematik rund um
Misstress-und-Magd-Themen. Ehe ich auf den -- meines Erachtens --
interessanten Vortrag eingehe, moechte ich ein paar Anmerkungen
zur Person der Vortragenden taetigen: Prof. Young studierte in
England Politische Oekonomie und in den USA Politikwissenschaften.
Derzeit unterrichtet sie in Berlin Politikwissenschaft. Ihre
Forschungsschwerpunkte Gender, Globalisierung, Sozialstaat und
Geschlechterverhaeltnis weisen sie als eine Expertin fuer das
Vortragsthema aus.

  *Die Spaltung der Gesellschaft in eine Arbeits- und in eine*
*Geldgesellschaft*

Young ging in ihrem Referat von der Feststellung aus, dasz der
keynesianische Wohlfahrtsstaat im Zuge der Globalisierung in arge
Bedraengnis geraten ist. Unschwer laeszt sich der Wandel vom
Sozial- und Interventionsstaat hin zum nationalen Wettbewerbsstaat
beobachten. Staaten, die nicht dazu bereit sind, Leistungen des
Wohlfahrtsstaates vollstaendig oder teilweise ueber Bord zu
werfen, werden zwangslaeufig die internationale
Wettbewerbsfaehigkeit einbueszen, behaupten die einfluszreichen
VertreterInnen des Neoliberalismus. Die neoliberale
Standortdebatte, die immer als eine Sachzwangs-Ohnmachts-Debatte
gefuehrt wird, propagiert erfolgreich die Luege vom sinkenden
Handlungsspielraum nationalstaatlicher Politik. Privatisierung,
Flexibilisierung, Deregulierung und die Demontage des
Sozialstaates werden als unausweichlich und notwendig dargestellt.
Young bezog klar Stellung gegen die abstruse Vorstellung, dasz der
Rueckzug des Staates im Zeitalter der Globalisierung ohne
Alternative sei. Man muesse sich jedoch auch von der naiven
Vorstellung verabschieden, dasz die Globalisierung rueckgaengig zu
machen sei.

Ganz entscheidend ist fuer Young die Erkenntnis, dasz die
Globalisierung zu einer Spaltung der Gesellschaft in eine Arbeits-
und in eine Geldgesellschaft gefuehrt hat. Diese Trennung ist,
laut Young, die Hauptursache fuer die Krise des Sozialstaates.
Waehrend die Arbeitsgesellschaft ebenso wie der keynesianische
Wohlfahrtsstaat territorial verankert ist, hat sich die
Geldgesellschaft entterritorialisiert. Dies fuehrt selbstredend zu
Spannungen, zu politischen und oekonomischen Auseinandersetzungen.
Es sind also keine Notwendigkeiten, sondern beinharte soziale
Kaempfe, in denen das Kapital die Oberhand hat, die zum
Sozialabbau fuehren. Beispiele fuer diese Kaempfe sind so
reichlich vorhanden wie Sand am Meer. So ist Young etwa auf den
Streik der Fluglotsen eingegangen, der von Reagan kaltbluetig
durch Massenkuendigungen niedergeschlagen wurde. Das Resultat war,
dasz die ohnehin schwachen Gewerkschaften weiter an Substanz
einbueszten. Sie erwaehnte auch den drei Jahre andauernden Streik
der Bergarbeiter, den seinerzeit Thatcher ueberstanden hat. Die
AusbeuterInnen bekamen also schlagkraeftige Schuetzenhilfe seitens
der Politik, die ja ebensogut gegen die neoliberale Entwicklung
ankaempfen haette koennen.

Letztlich wertete Young auch den Wahlsieg der SPD bei der
Bundestagswahl 1998 als eine solche Auseinandersetzung, da der
Wahlsieg ein klares Votum der Arbeitsgesellschaft gegen die
Auswirkungen der Globalisierung war. Nur die Drohungen der
Geldgesellschaft, dasz Kapital aus dem Land abgezogen wird etc.,
und die tatkraeftige Unterstuetzung seitens der Regierungspolitik
nach Lafontaine fuehrte dazu, dasz nichts von dem umgesetzt wurde,
wofuer die Menschen ihre Stimme gaben.

 *Die Auswirkungen der neoliberalen Globalisierung auf die Frauen*

Diese skizzierten globalen Trends haben zur Folge, dasz einerseits
atypische Beschaeftigungsverhaeltnisse wie die Schwammerln aus dem
Boden sprieszen und andererseits, dasz durch die voranschreitende
Zerstoerung des oeffentlichen Sektors eine Reprivatisierung von
sozialen Dienstleistungen eingelaeutet wurde. Beides hat
weitreichende Auswirkungen auf Frauen. Atypische Beschaeftigung
ist aufgrund der Segmentierung des Arbeitsmarktes vorrangig
weiblich. Ferner bedeutet die Reprivatisierung von sozialen
Dienstleistungen wie der Kinder-, Kranken- und Altenpflege, dasz
der Staat diese Aufgaben wieder in den Schosz der Frauen legt.
Maenner kuemmern sich um diese wichtigen Aufgaben nur vereinzelt,
da ihre Verantwortungslosigkeit und Faulheit in einem von Maennern
dominierten System ohne Sanktionen bleibt. In anderen Worten: Die
angesprochene Reprivatisierung tangiert Frauen ungleich mehr als
Maenner. Die Familienarbeit nimmt an Umfang zu. Die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ist daher fuer viele Frauen in noch weitere
Ferne gerueckt. Jedoch, und das ist nun der springende Punkt im
Referat von Young, sind nicht alle Frauen von dieser Entwicklung
gleichermaszen betroffen. So hat die vermehrte Bildungsbeteiligung
von Frauen dazu gefuehrt, dasz mehr Frauen als frueher konform
gehen koennen mit dem maennlichen Karrieremodell. Ein Teil der
Frauen stieg im Zuge der Globalisierung zu den sogenannten "global
workers" auf. Ihnen ist selbstredend die Fuehrung eines Haushaltes
unmoeglich. Ihre Partner fuehlen sich in der Regel auch nicht zur
Fuehrung des Haushaltes und zur Durchfuehrung von unentgeltlichen
Pflegediensten berufen. Die Loesung: Eine Haushaltshilfe musz her.
Frauen, die wuenschenswerter Weise eine berufliche Gleichstellung
mit ihren maennlichen Kollegen erreicht haben, delegieren also die
Last der Hausarbeit an Frauen weiter, denen der Anschlusz aus
unterschiedlichsten Gruenden nicht gelungen ist. Ein Arrangement
mit dem maskulinen Projekt der Globalisierung ist eben nur einer
privilegierten Minoritaet der Frauen moeglich. Young woertlich:
"Solange Frauen, unabhaengig von ihrer sozialen
Schichtzugehoerigkeit fuer die Reproduktionsarbeiten weiterhin
verantwortlich bleiben, fuehrt dies zu einer neuen internationalen
Arbeitsteilung zwischen der "Misstress" einerseits und der meist
aus einer anderen Ethnie und Klasse stammenden "Dienstbotin"
andererseits." Young zeigt damit deutlich auf, dasz diese neue
Arbeitsteilung strukturell verursacht ist, da die haeusliche
Sphaere ungebrochen, aufgrund der fest verankerten Vorstellung
einer "natuerlichen" Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern,
als eine Domaene der Frauen gilt. Waehrend Maenner die Hausarbeit
unbekuemmert ihren Frauen ueberlassen, muessen karriereorientierte
Frauen sich darum kuemmern, die Hausarbeit an andere Frauen zu
delegieren. Young gesteht an dieser Stelle offen ein, dasz ihre
Karriere nicht moeglich gewesen waere, haette sie nicht
Haushaltshilfen beschaeftigt. Die Unterschiede zwischen Frauen
unterschiedlicher Klassen und Ethnien nehmen demnach um so
gravierender zu, je mehr die beruflichen Unterschiede zwischen
Frauen und Maenner in der oberen Mittelschicht verschwinden, so
die These von Young. Die Globalisierung hat also die
Ausdifferenzierung der Frauen vorangetrieben. Entscheidenden
Einflusz auf die Hierarchiesierung der Frauen hat die
Schichtzugehoerigkeit und die Herkunft.

 *Die neuen Sklavinnen: die Arbeitssituation von Haushaltshilfen*

Die Arbeitssituation der Haushaltshilfen ist aeuszerst prekaer.
Atypische Beschaeftigung ist in diesem Bereich die typische
Arbeitsform. Die Grenzen zur Schattenwirtschaft sind flieszend.
Vermutlich arbeiten mehr Frauen schwarz als angemeldet.
Arbeitsrecht ist ein Fremdwort und Unterbezahlung sowie Schikanen
an der Tagesordnung. Man kann annehmen, dasz weibliche
Haushaltshilfen signifikant haeufiger sexuellen Belaestigungen
ausgesetzt sind als Frauen am regulaeren Arbeitsmarkt. Young, die
lange Zeit in den USA lebte, berichtete, dasz viele
ArbeitgeberInnen ihre illegal im Land lebenden Haushaltshilfen
damit erpressen, dasz sie im Falle von Ungehorsam die
Einwanderungsbehoerde ueber ihren Aufenthalt informieren. Viele
Haushaltshilfen sind somit ihren ArbeitgeberInnen hilflos
ausgesetzt. Sklaverei in amerikanischen aber auch europaeischen
Haushalten ist eine verdraengte Realitaet. Ein weiteres Problem
ist, dasz die Gewerkschaften nach wie vor ihre Arbeit am
maennlichen Normalarbeitsverhaeltnis ausrichten. Ein Umdenken ist
erst in letzter Zeit zu konstatieren.

*Staatliche Foerdermasznahmen zur Beschaeftigung von*
*Haushaltshilfen*

Der naechste Themenblock im Vortrag von Young waren die diversen
Masznahmen zur Foerderung der bezahlten Hausarbeit. In der
vorliegenden Zusammenfassung soll dieser Themenblock jedoch nicht
das selbe Gewicht erhalten wie im Vortrag. An dieser Stelle soll
nur vorweg angemerkt werden, dasz diese Masznahmen dazu beitragen,
dasz die Hausarbeit sichtbar wird. Hausarbeit, die bisher
unentgeltlich von Frauen gemacht wurde oder in Schwarzarbeit, ist
nun Erwerbsarbeit und somit in oekonomischen Kategorien faszbar.
Ferner, das darf nicht vergessen werden, hat der Staat ein vitales
Interesse daran, dasz die Hausarbeit nicht von unangemeldeten
Haushaltshilfen gemacht wird, da Schwarzarbeit zu
Beitragsverlusten fuehrt und damit das System der sozialen
Sicherung schwaecht. Ich moechte noch polemisch hinzufuegen, dasz
Regierungen dazu neigen, eine Trendwende am Arbeitsmarkt
auszurufen, wenn es ihnen gelungen ist, ein paar schlecht
bezahlte, flexible Arbeitsplaetze im Haushaltsbereich zu schaffen.

Nun aber zu den verschiedenen Foerderansaetzen, die in Europa
praktiziert werden. Waehrend zum Beispiel die Niederlande und
Daenemark das Angebot foerdern, versuchen Frankreich und Belgien
ueber die Foerderung der Nachfrage die Hausarbeit marktfaehig zu
machen. Die Nachfrage wird in erster Linie ueber
Steuererleichterungen gefoerdert, aber auch Buerokratieabbau
gehoert in diese Foerderkategorie. Der entscheidende Schwachpunkt
von Masznahmen, welche die Nachfrage foerdern, ist, dasz die
Beschaeftigten keine spuerbare Erleichterung haben. Dennoch sind
diese Masznahmen nicht zur Gaenze abzulehnen, da potentielle
ArbeitgeberInnen wohl eher eine Haushaltshilfe regulaer
beschaeftigen, wenn sie steuerlich entlastet werden. Die
Niederlande foerdern hingegen das Angebot, indem sie Arbeitslosen
Zuschuesse bezahlen, wenn sie als Haushaltshilfen beschaeftigt
werden. Dadurch wird die Schwarzarbeit in diesem Bereich
zurueckgedraengt, da Haushaltshilfen zu Schwarzmarktpreisen
beschaeftigt werden koennen, obwohl sie voll ins System der
sozialen Sicherung integriert wurden. Das ist immerhin ein
Fortschritt angesichts der Tatsache, dasz private Haushalte
ueberhaupt keinen oekonomischen Anreiz haben, Haushaltshilfen
ueber den Schwarzmarktpreisen zu bezahlen. Durch diese
angebotsorientierte Masznahme koennen Haushaltshilfen wenigstens
als Arbeitskraefte sichtbar gemacht werden.

*Loesungsansaetze -- ein Mix aus Radikalitaet und Augenmasz*

Die Veranstaltung endete mit einer Podiumsdiskussion. Am Podium
waren neben Young und Prammer auch die Politikwissenschaftlerin
Ingrid Mairhuber und die SPOe-Bundesfrauensekretaerin Andrea
Kuntzl. Einheitlicher Sopran war der Appell, dasz man Frauen, die
es sich leisten koennen, eine Haushaltshilfe zu beschaeftigen,
kein schlechtes Gewissen machen soll, da die Alternative zur
Haushaltshilfe die Aufgabe der Karriere und der eigenen
Entfaltungsmoeglichkeiten waere. Die Selbstaufgabe und
Selbstaufopferung von Frauen ist sicher kein geeignetes Instrument
zur Bekaempfung von strukturellen Problemen. In der Diskussion
wurde vernuenftiger Weise die Kinder- aber auch die Altenbetreuung
von der eigentlichen Hausarbeit getrennt. Die Loesung fuer das
Problem der Kinder- und Altenbetreuung heiszt Ausbau der
Betreuungseinrichtungen. Es musz also die Reprivatisierung der
Reproduktionsarbeit rueckgaengig gemacht werden. Das ist jedoch
einfacher gesagt als getan. Solange ein reaktionaeres Ehe- und
Familienbild in unserer Gesellschaft dominant ist, wird es
Widerstaende gegen den Ausbau von Betreuungseinrichtungen geben.
Die Putz- und Reinigungsdienste, die in einem Haushalt anfallen,
koennen hingegen nicht an externe Einrichtungen delegiert werden,
wo meist qualifizierte und abgesicherte ArbeitnehmerInnen
arbeiten. Daher sind die Voraussetzungen fuer eine humane
Arbeitsgestaltung denkbar unguenstig. Aus dem Publikum kam daher
der Vorschlag, das Berufsbild der Haushaltshilfe aufzuwerten. Wenn
es GebaeudereinigerInnen gibt, warum soll es dann keine
HaushaltsreinigerInnen geben? Das Problem ist allerdings, dasz
eine Lehre die Taetigkeit zwar aufwertet, jedoch die Tatsache
unberuehrt laeszt, dasz kein oekonomischer Grund existiert, warum
ein Privathaushalt einen Lohn ueber den Schwarzmarktpreis bezahlen
sollte. Kuntzl sprach sich bei dieser Gelegenheit gegen die
steuerliche Beguenstigung jener Personen aus, die eine
Haushaltshilfe beschaeftigen. Die Begruendung: Man wuerde gerade
den Personen ein Steuerzuckerl geben, die es sich ohnehin richten
koennen. Dies blieb nicht ohne Widerspruch. Wenn der Staat es sich
leisten kann, AlleinverdienerInnenhaushalte zu beguenstigen, was
in letzter Konsequenz bedeutet, dasz er dafuer bezahlt, dasz
Frauen zuhause bleiben, dann sollte er auch bereit sein, Haushalte
steuerlich zu entlasten, die aufgrund der Berufstaetigkeit der
Frau eine Haushaltshilfe benoetigen.

Um es abzukuerzen, komme ich nun zu dem Loesungsvorschlag, der
meiner Ansicht nach der tauglichste ist: Eine massive
Arbeitszeitverkuerzung mit keinen oder zumindest nur geringen
Lohneinbuszen wuerde dazu fuehren, dasz Maenner und Frauen
Erwerbs- und Eigenarbeit unter neuen Rahmenbedingungen gerechter
verteilen koennten. Die Wichtigkeit einer radikalen
Arbeitszeitverkuerzung wurde auch von Kuntzl betont. Sie berief
sich auf die sozialdemokratische Tradition, als sie den Fuenf-
Stunden-Arbeitstag forderte. Prammer gestand zwar die Notwenigkeit
einer Arbeitszeitverkuerzung zu, wies jedoch die Forderung Ihrer
Parteikollegin postwendend zurueck. Zum Abschlusz: Vermutlich ist
ein Mix aus Augenmasz und Radikalitaet erforderlich. Einerseits
muessen Forderungen erhoben werden, fuer die eventuell Mehrheiten
vorhanden und daher in absehbarer Zeit umsetzbar sind, und
andererseits duerfen nicht die Forderungen unter den Tisch fallen,
die auf einen tiefgehenden Wandel der Arbeitsorganisation und des
Geschlechterverhaeltnisses abzielen. Besonders Mairhuber sprach
sich fuer radikalere Schritte aus, da sie offenbar keine
kosmetischen Korrekturen an einem ungerechten System fuer
wuenschenswert haelt.                *Roman Gutsch*      



> Nachbemerkung des LayOuters

Die Forderung nach einem 5-Stunden-Tag ehrt die Sozialdemokratin
Kuntzl. Leider ist dieser vielleicht in anderen Bereichen des
Arbeitsmarktes hilfreich, die gutverdienenden Spezial- und
Fuehrungskraefte werden deswegen aber kaum mehr Zeit fuer die
Erledigung privater Angelegenheiten haben. "Diese professionelle
Elite wird es ablehnen, einen Teil ihrer Abeit und der mit ihrem
Arbeitsplatz verbundenen Vorrechte und Machtpositionen abzugeben.
Sie kann daher ihre eigene Freizeit nur dadurch vergroeszern, dasz
sie Dritte anstellt, um ihr verfuegbare Zeit zu verschaffen. Sie
wird darum von dieser dritten Personengruppe die Erledigung all
jener Dienstleistungen verlangen, die ein jeder -- unabhaengig von
seiner beruflichen Qualifikation -- erbringen kann: vor allem die
gesamte sogenannte ,Reproduktionsarbeit`." Das schrieb Andr‚ Gorz
bereits 1989 in seiner "Kritik der oekonomischen Vernunft".
Seither ist -- unter anderem mit der fortschreitenden
kommunikationstechnologischen Revolution -- eher eine
Verschaerfung in der Arbeitsteiligkeit der Gesellschaft zu
diagnostizieren als eine Entspannung. Diese Eliten arbeiten zum
Teil jetzt schon weit jenseits der 40-Stunden-Woche -- auch in
diesem Bereich sind "atypische" Beschaeftigungsverhaeltnisse gar
nicht mehr atypisch. Eine etwaige 25-Stunden-Woche wuerde hier
vielleicht zu mehr Ueberstunden fuehren und damit zu einer
besseren Bezahlung fuer die ohnehin Gutverdienenden. Dazu kommt,
dasz unter diesen Elitekraeften nicht nur viele Workoholics,
sondern auch viele Freiberufler sind, die gar keine
Normalarbeitszeit fuer sich in Anspruch nehmen koennten.

Damit zeigt sich auch in diesem Bereich, dasz Loesungsansaetze der
Arbeiterbewegung aus dem 19.Jahrhundert zur Jahrtausendwende in
weitaus geringerem Ausmasz greifen, als sie das damals vielleicht
taten.                                    *Bernhard Redl*





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