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Aussendezeitpunkt: Di, 07.09.99, 16:49 *
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Dej`a-vu/OOe/kommunal:

> Jeden Freitag Rasenfreiheit im Burggarten (in Wels)

Seit 7. Juli 1998 ist in Wels die vom Gemeinderat beschlossene
"Alkohol-Verordnung" in Kraft, in der unter anderem geschrieben
steht: "Auf allen oeffentlichen Spielplaetzen ist die blosze
Mitnahme und Konsumation alkoholischer Getraenke sowie der
Aufenthalt alkoholisierter Personen untersagt." Das Nichtbefolgen
des Verbotes wird mit einer Geldstrafe von "bis zu 3000,-
Schilling oer Arrest bis zu zwei Wochen bestraft.".

Seit 2 Jahren ist sogar das Betreten des Burggartenrasens
verboten. Voriges Jahr wurde ueberdies die "Blumenschau" in den
Burggarten verlegt, der bis dahin ein beliebter Treffpunkt fuer
Jugendliche und Obdachlose in Zentrumsnaehe gewesen war.

Diese Verbote seitens des Gemeinderates richten sich vor allem
gegen Jugendliche und Obdachlose, die damit aus den Welser Parks,
vor allem aus dem zum Blumenbeet verkommenen Burggarten in der
Innenstadt vertrieben werden sollen. Punks, Langhaarige, Junkies
und Sandler passen nicht ins Bild der "Einkaufs- und
Tourismusstadt" Wels. Polizistinnen und verschieden private
Security-Dienste patroullieren in den jetzt meist menschenleeren
Parks und garantieren die Einhaltung von law and order. Irrwitzige
Polizeiaufgebote wie bei den antifaschistischen Demonstrationen in
Wels 1997 und in Offenhausen 1995 - 1998, die Bildung einer Art
"Buergerwehr" durch einen Innenstadt-Hotelier, angebliche
Drogenrazzien gegen linke Beisln, Polizeiuebergriffe nicht nur auf
Jugendliche usw. dokumentierten den Willen der- Weiser Unternehmer
und Politiker, jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Das sie mit
ihrem Repertoire damit noch lange nicht am Ende sind, zeigt unter
anderem die Forderung des VP-Gemeinderates Brandhuber nach einer
Videoueberwachung der gesamten Innenstadt!

*Die Besetzungen*

Seit 9. Juli diese Jahres gibt es erstmals groeszeren
organisierten Widerstand gegen diese Politik der Vertreibung und
Ausgrenzung sogenannter Randgruppen. Der Infoladen Wels
organisiert gemeinsam mit der Gruenalternativen Jugend und
betroffenen Jugendlichen jeden Freitag von 14 - 24 Uhr eine
symbolische Besetzung des Burggartens, also einer der Vorzeige-
Touristenattraktionen der Stadt. Woche fuer Woche holen sich
Weiser Jugendliche damit ihren ehenmaligen Treffpunkt zurueck, um
gemeinsam zu feiern, zu diskutieren und selbstverstaendlich auch
das Alkoholverbot zu miszachten. Zumindest einmal die Woche wird
dem verstaubtem Park Leben eingehaucht und gezeigt, dasz Wels auch
unsere Stadt ist und nicht nur die von Bonzen und Polizisten. Wir
sehen diese Besetzung als ersten Schritt im Kampf gegen die
reaktionaere Hetze gegen Linke, Punks und Obdachlose und als
wichtiges Zeichen, dasz es auch in kleineren Staedten moeglich ist
erfolgreich Widerstand gegen Innenstadtvertreibung im Speziellen,
sowie gegen soziale Ungerechtigkeit, Rassismus und Polizeiwillkuer
im Allgemeinen zu leisten. Die Burggarten-Besetzungen werden
solange es das Wetter zulaeszt weitergehen - fuer die kalte
Jahreszeit musz mensch sich dann andere Aktionsformen ueberlegen..
Reaktionen
Waehrend sich die Politik in Schweigen huellt, reagiert die
Polizei reichlich konfus auf die voellig ungewohnte Situation. Bei
den ersten 3 Besetzungen marschierten sie jeweils mit Videokamera
auf, seit dem es aber bei der dritten zu heftigen Protesten
seitens der BesetzerInnen gekommen war und dem Filmer einfach Weg
und Sicht verstellt wurde, bleibt die Kamera zu Hause... Die
wenigen anderen Menschen die den Burggarten nuetzen - meist
aeltere SpaziergaengerInnen und TouristInnen nehmen die
Ansammlingen von Anarchos, Punks, Heavy Metallern und Hippies
gleichgueltig bis zustimmend zur Kenntnis, auch mit den Anrainern
gab es bis jetzt keine Probleme. Die "Welser Rundschau" sowie die
"Kronen- Zeitung" (!) reagierten durchaus positiv auf die
Besetzung. B. Schmidt uebertitelte seinen kleinen Artikel in der
Oberoesterreich-Krone vom 8.8. mit einem euphorischen "Gebt der
Jugend genuegend Platz!" *Infoladen Wels & GAJ Wels.*

Mehr Informationen zu den Besetzungen: Infoladen Wels, Karl - Loy
- Str. 1, 4600 Wels, Tel. 07242/55649, email: infoladen-
wels@inode.at. Oeffnungszeiten: Mi., Fr., Sa. 18-21 Uhr.

Nachbemerkung der Redaktion: Obiger Bericht stammt vom 9.8.99.
Geruechteweise war zu hoeren, dasz die Besetzungsaktionen immer noch
weiterlaufen. Ein Artikel war versprochen, langte aber nicht ein.


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