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Aussendezeitpunkt: Di, 15.06.99, 13:54 *
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Italien/Der Polizei ist fad...:
 
> Ermittlungen gegen Anarcho-UmweltschuetzerInnen und andere
 
Die Geschichte mit den Giftkeksen -- eine Chronologie
 
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10. Dezember 1998: Zwei Nestlé Kekse mit Rattengift werden an
Nachrichtenagenturen in Bologna und Florenz verschickt. Es wird
behauptet, dasz noch mehr von diesen Keksen in Supermaerkten
vergiftet worden sind. Die Kekse werden daraufhin aus den Regalen
der Geschaefte genommen, und dies nicht nur in den beiden
genannten Staedten, sondern in ganz Italien und sogar im
italienisch sprechenden Teil der Schweiz. Nestlé verliert dadurch
50 Millionen DM. Tatsaechlich war kein einziger anderer Keks
vergiftet worden. Die Aktion zielt darauf ab, den Multikonzern
Nestlé wegen seiner Wirtschafts- und Menschenrechtspolitik
anzugreifen.
 
16. Dezember 1998: Die Polizei behauptet, auf den Spuren jener
A.L.F. Gruppe (Animal Liberation Front) zu sein, welche die zwei
Kekse angeblich verschickt haben soll, und behauptet, dasz es sich
um die gleiche Gruppe handle, welche bereits im Mai 1998 6 LKWs
der Firma Nestlé abgefackelt hatte. Am 16. Dezember 1998
unternimmt die Polizei Hausdurchsuchungen in ganz Italien, um eben
mehr ueber die A.L.F. herauszufinden, die "Organisation", die
Verbindungen zwischen verschiedenen Gruppen usw. Sie haben die
Haeuser und Wohnungen jener Leute durchsucht, welche die
Zeitschriften "animals" und "terra selvaggia" (beides anarcho-
oekologische Publikationen) herausgeben, und eben auch jener
AktistInnen, welche in Vergangenheit bereits fuer aehnliche
Aktionen verhaftet worden waren.
 
Die Ermittlungen wurden vorgenommen von der Polizei von Bologna
und Florenz. Die einzige Spur, die sie hatten, war eine
Identifikation durch einen Postbeamten in Florenz, welcher
behauptet hatte, dasz jener Mann, welcher das Paeckchen mit den
Keksen verschickt hatte, zwischen 25 und 30 Jahren alt sei, von
kleiner Statur, und eine Brille, einen Schal und eine Muetze
getragen haette. Der Postarbeiter in Bologna erinnerte sich
lediglich daran, dasz es ein 30jaehriger Mann gewesen sei, welcher
einen Hut getragen habe. Jene Person, gegen welche nun ermittelt
wurde, war ein Mann Anfangs der 20er. Nur die Tatsache, dasz er
innerhalb der anarcho-oekologischen Szene aktiv war und dasz er
eben nicht sehr grosz ist, machten ihn zum Verdaechtigen. Aber die
Polizei war sich ziemlich sicher, dasz er diese Aktion nicht
alleine hatte durchfuehren koennen. So kam es zu erneuten
Hausdurchsuchungen in Florenz, Bologna, Pisa, Livorno, Parma,
Rimini und Udine.
 
17. Dezember 1998: Der Verdaechtige aus Florenz muszte sich zur
Anti-Terrorismus-Brigade der Polizei begeben, zwecks
Gegenueberstellung mit dem Postbeamten. Da dieser den Mann aber
nicht identifizieren konnte, verlor die Polizei ihre einzige Spur.
 
Februar 1999: In den Tageszeitungen erscheint ein Artikel, dasz
der Fall abgeschlossen worden sei. Natuerlich wird nicht erwaehnt,
dasz die Ermittlungen der Polizei ein Reinfall gewesen sind. Die
meisten Personen, gegen welche in diesem Fall ermittelt wurde,
warten immer noch auf die Rueckgabe ihrer beschlagnahmten Sachen
(Telefonbuecher, Briefe, Plakate usw.). Die urspruengliche Tat
war "Vergiftung" gewesen, mit einer moeglichen Verurteilung von
mindestens 15 Jahren Gefaengnis bis hin zu lebenslaenglich. Aber
als dann keine weiteren vergifteten Kekse gefunden wurden, wurde
die Tat in "Alarm ausloesend" ummodelliert, auf welche eine
saftige Geldstrafe steht. Bei den Durchsuchungen in Bergamo waren
die Adressen all jener beschlagnahmt worden, welche Interesse an
den Aktivitaeten der A.L.F. gezeigt hatten. Nun stehen deshalb
ueber 400 Personen unter Polizeikontrolle, und etliche Briefe oder
Paeckchen treffen geoeffnet oder ohne Inhalt ein. Der italienische
Staat gruendet derzeit gerade eine anti-oekoterroristische
Einheit, genau wie A.R.N.I. in Groszbritannien, eben mit Hilfe des
S.I.S.D.E. (italienischer Geheimdienst). Sie rekrutieren jetzt
junge Leute, um diese in die Bewegung einzuschleusen. Diese 400
Adressen werden ein sehr hilfreicher Start fuer sie sein...
Dennoch wird es sehr schwer werden, die kleinen Bezugsgruppen, die
in Italien aktiv sind, zu infiltrieren. *ABC Innsbruck/via a-infos/gek.*
 
PS: ABC nimmt keine Wertungen bezueglich Theorien und Aktionen
vor. Es geht uns darum, gegen Repression vorzugehen und Verfolgte
zu unterstuetzen.
Kontakt: Anarchist Black Cross (ABC) - Innsbruck: LOM,
Postlagernd, 6024 Innsbruck, Austria; e-mail: abcibk@hotmail.com
 
 
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> Rote Brigaden ueberall
 
Mitteilung der RKL
 
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Im Zusammenhang mit dem von angeblichen "Roten Brigaden" (BR)
begangenen Mord an Massimo D'Antona hat die Regierung DÆAlema in
ganz Italien, unter dem Vorwand die "Terroristen zu stellen", eine
Unterdrueckungskampagne gegen die revolutionaere Linke entfesselt.
Hunderte Hausdurchsuchungen sind bei jenen durchgefuehrt worden,
die sich gegen die NATO-Aggression gegen Jugoslawien engagieren.
Unter dem Applaus von Fini und Berlusconi will die Mitte-Links-
Regierung die Bewegung gegen den schmutzigen Krieg gegen
Jugoslawien zum Schweigen bringen.
 
Die Repression wird von einer Welle von Beschimpfungen und
Verleumdungen im Fernsehen und in der Presse begleitet.
Insbesondere die Internationale Leninistische Stroemung (ILS) und
deren italienische Sektion, Voce Operaia (Arbeiterstimme), sowie
die Anti-Kriegsbewegung in Umbrien ist zur bevorzugten Zielscheibe
geworden. In Zeitungen und im Fernsehen wurde behauptet,
 
* dasz sich in Umbrien die BR in einem Treffen mit Oesterreichern
und Deutschen neugegruendet haetten
 
* dasz sich in Umbrien die Fuehrung der BR befaende, und
 
* dasz in Umbrien paramilitaerische antiimperialistische Lager
stattfaenden.
 
Der Sprecher der NATO, Jamie Shea, verstieg sich sogar zu der
Bemerkung, dasz sich einige subversive Elemente schon zu oft nach
Belgrad begeben haetten, um damit anzudeuten, dasz es diese
Genossen waeren, die in Zusammenarbeit mit dem jugoslawischen
Geheimdienst hinter dem Attentat stecken wuerden.
*Revolutionaer Kommunistische Liga/bearb.*
 
RKL, PF 325, A-1060 Wien, Tel/Fax +43 1 504 00 10, rkl@magnet.at
 
 
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