akin / aktuelle informationenPressedienst akin vom 20-01-1999
 
 



akin-Pressedienst.Elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten seinn. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.



Ungusteln:

> Verein "Dichterstein Offenhausen" aufgeloest

Am 11. Jaenner hat die oberoesterreichische Sicherheitsdirektion den
Verein "Dichterstein Offenhausen" nach dem NS-Verbotsgesetz
aufgeloest.

Der 1963 gegruendete Verein -- laut Innenministerium ein "Kulturverein
mit stark ausgepraegter deutschnationaler Tendenz" -- errichtete ein
"Mahnmal", den sogenannten Dichterstein, fuer "Literaten, die im Sinne
der NS-Ideologie taetig waren" (Zitat aus der Begruendung der
Sicherheitsbehoerden). Der "Dichterstein" war seit vielen Jahren
Treffpunkt fuer Rechtsradikale.

"Die Presse zitiert dazu den Obmann der Initiative "Welser gegen
Faschismus": "Es musz jetzt einen oeffentlichen Dialog geben, was mit
dem Mahnmal geschehen soll (...) Es gibt zwei Moeglichkeiten: Entweder
wird das Mahnmal geschliffen oder mit Hinweistafeln versehen, die den
Inhalt erklaeren."

Bereits Monate vor der nun erfolgten formellen Aufloesung hatte die
Bezirkshauptmannschaft Wels-Land dem "Verein Dichterstein Offenhausen"
saemtliche Aktivitaeten untersagt. Zugleich leitete die
oberoesterreichische Sicherheitsdirektion eine Pruefung zur Aufloesung
des Vereins ein. Das Verfahren endete mit der Aufloesung nach dem NS-
Verbotsgesetz. In der Begruendung heiszt es u.a.: "dasz der 'Verein
Dichterstein Offenhausen' sich fuer die Ziele der NSDAP nicht nur
betaetigt hat, sondern, durch fehlende Distanzierung von den
herausgegeben Schriften und durch die nach wie vor im Dichterstein zum
Ausdruck kommende Hervorhebung von Literaten, die im Sinne der NS-
Ideologie taetig waren, weiterhin in diesem Sinn betaetigt".

         *GRAS Antifa-Telegramm http://www.gras.at/antifa/telegramm / gek.*



Initiativen:

> Volksbegehrensinitiative "Recht auf Arbeit" aufgeloest

Zwar wollen die InitiatorInnen der Volksbegehrens auch weiterhin, dasz
mensch aufs Bezirksamt geht und ein (moeglichst mitzubringendes)
Formular unterschreibt und beglaubigen laeszt. Die Initiative selbst
hat sich aber aufgeloest. Denn nach einem Jahr intensivster Bemuehung
konnte diese sich als "ueberparteiliche Arbeitslosen- und
Menschenrechtsorganisation" verstehende Initiative ihr Etappenziel von
10.000 beglaubigten Unterstuetzungserklaerungen bis zum 10.12.98 nicht
erreichen.

Eine Urabstimmung unter den rund 120 Organisationen, die die
Initiative unterstuetzt haben, ergab, dasz sich eine grosze Zahl von
ihnen fuer eine Weiterfuehrung der Volksbegehrensinitiative Recht auf
Arbeit aussprach. Einige Organisationen waren gegen eine
Weiterfuehrung und andere Gruppierungen wieder haben sich ueberhaupt
nicht zu Wort gemeldet.

Es gab somit keinen Konsens fuer eine Fortfuehrung, womit die
Initiative Volksbegehren "Recht auf Arbeit" offiziell aufgeloest wird
und Christian Neugebauer seine Funktion als Sprecher zuruecklegte.

*Einzelschicksale gefragt*

Die von der Initiative uebriggeblieben AktivistInnen wollen jedoch
nicht nur auf der Volksbegehrensebene weitermachen: Anhand von
konkreten Faellen sollen die verschiedenen Beschaeftigungsoffensiven -
- da kein statistischer Erhebungsapparat verfuegbar --
stichprobenartig in ihrer Wirksamkeit ueberprueft werden. Neugebauer
und Co. bitten daher um die Zusendung konkreter Lebenslaeufe.

Kontakt mit Christian Neugebauer bzw. Anforderung von Formularen:
Tel./Fax: 01/290 58 04

                      *Aussendung der Initiative/LabourNet/bearb.*


Letzte Worte:

> He's got the whole world in his hand!

Peter Erbele sieht das Ende kommen. Bei einem Treffen von etwa 20
christlichen Fuehrern in London meinte Erbele, ein Vertreter des
"Noah-Projekts" in Atlanta, die Gemeinden sollten Vorraete
anlegen, um die "totale Verwuestung" zu ueberleben. Denn fuer das
Jahr 2000 erwartet er das juengste Gericht. Eine der Sintflut
vergleichbare Katastrophe wird auf uns zukommen: Der "Millenium-
Bug"! Jenes prophezeite Chaos, das uns die Computer bescheren,
wenn sie vom Jahr 1999 auf 2000 umstellen und bekanntermaszen in
eine Jahrtausendverwirrung stuerzen werden, ist naemlich nicht
einfach ein technisches Problem, sondern von Gott gesandt, dessen
Pfade ja bekanntermaszen unergruendlich sind. Halleluja!
                             *Sunday Times/quintessenz.at/akin*



Oe/Bahn:

> Besser geht's nicht

Waehrend uns erzaehlt wird, welche groszen Verbesserungen es fuer
Fahrgaeste bringt, wenn der Lkw-Verkehr auf die Schiene gebracht
wird, ist weitgehend unbeachtet von der interessierten
Oeffentlichkeit diese bessere Zukunft schon ausgebrochen:

Ab 1.1.1999 wurde die Gueltigkeitsdauer von Fernkarten (zB. Wien-
Gastein) von 2 Monaten auf einen reduziert, und die Hinfahrt musz
innerhalb der ersten 3 Tage der Gueltigkeitsdauer erfolgen.
Dadurch wird sichergestellt, dasz die Fahrgaeste immer nur frische
Fahrkarten benuetzen und sich nicht mit alten, abgenudelten
Tickets aergern muessen.

Als weitere Verbesserung gibt es keine Fahrpreiserstattung mehr,
wenn man verhindert ist, die Fahrt innerhalb dieser 3 Tage
anzutreten. Da wird wieder das Anstellen vor der Fahrt gefoerdert.

Und um die Bahn noch attraktiver zu machen und von
Kurzstreckenreisenden zu entlasten, gibt es Fahrtunterbrechungen
nicht mehr ab 101 km, sondern erst ab 201 km.

Einziger Wermutstropfen in diesem Verbesserungspaket: Es gibt
keine Informationsbroschueren, die dem Fahrgast diese
Verbesserungen nahebringen, und auch keine Plakatwerbung. Es ist
also durchaus moeglich, dasz es noch weitere Verbesserungen gibt.

Bravo, liebe OeBB! Bravo, liebe politisch Verantwortliche! Vor den
Vorhang! Damit wir euch fuer diese faulen Eier gebuehrend danken
koennen!
                                           *Manfred Steidl*



Publizistikfoerderung:

> Da warens wieder vier

In der letzten Ministerratssitzung 1998 am 17.12. wurde die
Publizistikfoerderung beschlossen. Nachdem vom zustaendigen Beirat
"akin" und "TATblatt" nicht befuerwortet worden waren, muszten
noch zweite linke beiden Publikationen daran glauben. "ZOOM" und
"Die Linke" wurden trotz Beiratsempfehlung durch den Ministerrat
ebenfalls die Foerderung gestrichen.                    *VAZ*


BRD:

> SPD-Verantwortung eingestanden

Diskussion mit Parteiprominenz um Luxemburg und Liebknecht
 

Die SPD-Fuehrung und insbesondere Gustav Noske trugen
Verantwortung fuer den Mord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
im Januar 1919. Das gestanden der Bundesgeschaeftsfuehrer der SPD,
Ottmar Schreiner, und die Historikerin Helga Grebing, Mitglied der
Historischen Kommission beim Parteivorstand der SPD, bei einer
Diskussion im Berliner Willy-Brandt-Haus am Donnerstag abend ein.

Es ist das erste Eingestaendnis des historischen Tatbestands
seitens namhafter SPD-Vertreter. Frau Grebing fuehrte aus, dasz
ein »haszerfuelltes gegenseitiges Hochschaukeln« zu der Bluttat
gefuehrt habe. »Verantwortung der SPD? Ja. Schuld? Da bin ich mir
nicht sicher.« Bundesgeschaeftsfuehrer Schreiner bekraeftigte auf
Nachfrage die Aeuszerung von Frau Grebing: Das sei doch »eine
klare Aussage«.

Noske war Ende Dezember 1918 auf Wunsch seines Parteifreundes,
Regierungschefs und spaeteren Reichspraesidenten Friedrich Ebert
in den revolutionaeren Rat der Volksbeauftragten eingetreten und
uebernahm sofort die Federfuehrung beim Aufbau einer
konterrevolutionaeren Truppe zum Zwecke der Niederwerfung genau
jener Revolution, die am 9.9. zur Abdankung des Kaisers und der
Etablierung eben der (gegen-)revolutionaeren sozialdemokratischen
Regierung gefuehrt hatte.

Vom ersten Moment an hat die SPD die Verantwortung ihrer Fuehrer
fuer die Ermordung Luxemburgs und Liebknecht geleugnet, denn »dann
wuerde die Partei zerbrechen«, wie Noske sich bereits in der
Mordnacht gegenueber dem ausfuehrenden Hauptmann Pabst
ausdrueckte.                *junge Welt, 16.01.1999/bearb.*



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last update:  05-02-1999  by: Horst.JENS@bigfoot.com (html-Konvertierung)