Legalize: Hanfdemo mit Polizeitroubles 
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Aussendezeitpunkt: Di, 01.06.99, 15:07                                   * 
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Drogen/Der Polizei ist fad: 
  
> Legalize Cannabis! 
  
Verhalten aggressive Polizei bei Pro-Hanf-Demo 
  
Letzten Samstag fand ausgehend von der Mariahilferstrasze die 
heurige Hanffeuer-Demonstration statt. Ca. 2000 - 3000 Menschen 
folgten dem schlecht publikgemachten Aufruf zur Demo. Ein 
beachtlicher Erfolg also. Und so wirkte und war die Demonstration 
auch machtvoll. 
  
Wie zu erwarten war, wurde von vielen nicht einfach fuer die 
Legalisierung demonstriert, sondern auch gekifft. Wie ebenfalls zu 
erwarten, fuehrte sich die Polizei recht ungut auf. Nun haette bei 
einer derart maechtigen Demonstration eigentlich nicht viel 
passieren duerfen. Dasz es trotzdem zu mehreren Zwischenfaellen, 
mindestens einer voruebergehenden Festnahme und mehreren 
Perlustrierungen kam, ist teils auf eine schlechte Organisation, 
teils auf mangelnde Demoerfahrung und Rechtsbildung der vorwiegend 
sehr jungen TeilnehmerInnen zurueckzufuehren. Letzteres ist aber 
zum Teil auch ein Versaeumnis der OrganisatorInnen, denn 
Lautsprecherwagen und Flyer gab es ja. 
  
Zunaechst die mir bekannten Zwischenfaelle: 
  
* Ein flugblattverteilender Aktivist wurde von einem Polizisten um 
ein Flugblatt gebeten. Als dieser nach dem Grund fragte, wurde er 
zur Ausweisleistung aufgefordert. Gleichzeitig griff der 
Staatsdiener einfach in die Jackentasche des Aktivisten und 
entwendete ein Flugblatt. 
  
* Eine Frau photographierte mitten in der Demo. Ein Polizist, der 
meinte, im Bildausschnitt gewesen zu sein, erklaerte den 
Photoapparat fuer beschlagnahmt und erklaerte, den Film vernichten 
zu muessen. Nach laengerer Diskussion und Aufnahme der Personalia 
wurde der Apparat dann doch zurueckgegeben. Es handelte sich um 
eine Amtshandlung eines einzelnen Polizisten mitten in der Demo! 
  
* Ein Demonstrant wurde kurz vor Ankunft beim Parlament 
perlustriert. Erstmals reagierten mehrere DemoteilnehmerInnen und 
bildeten einen Ring um die Stelle der Amtshandlung, die von 
mehreren PolizistInnen durchgefuehrt wurde. Es kam zu ersten 
Parolen gegen die Polizei. 
  
* Hinter der Boerse wurde wieder ein Demonstrant aus der Menge 
gefischt und von zwei Zivilen in Handschellen mit Haenden auf dem 
Ruecken abgefuehrt. Obwohl es mir und einem Antenne 4-Mitarbeiter 
problemlos war, ihnen zu folgen, blieben die DemonstrantInnEn 
hinter der lueckigen Polizei"sperre" zurueck, skandierten zwar 
gegen die Polizei, aber der Demozug zog weiter, und schlieszlich 
wurden die letzten dazu gebracht, ihm zu folgen. 
  
Uns zwei Ausnahmen bemerkte man erst spaet, als der Festgenommene 
perlustriert werden sollte. Zuvor hatte ich gehoert, dasz es um 
angebliche Vernichtung von Beweismaterial (verschwinden von zuvor 
angeblich vorhandener Drogen) ging. Wir wurden bei Androhung von 
Verhaftung des Ortes verwiesen. Der Kollege blieb als Beobachter, 
ich versuchte die Demoleitung zu erreichen. 
  
* Schlieszlich wurden am Stephansplatz mehrere Kinder 
perlustriert, was dann doch endlich den Volkszorn zum Ueberlaufen 
brachte. Die Bullen wurden kurzerhand von einer Uebermacht 
eingekesselt und unflaetigst beschimpft. Als der Druck zu grosz 
wurde, versuchte es die Polizei nur kurz mit Gegendruck. Sehr 
schnell zogen sie sich defensiv hinter einen Polizeibus zurueck, 
was nur dadurch moeglich war, dasz es die unerfahrenen Leute trotz 
mehrfacher Aufforderung nicht schafften, Ketten zu bilden. 
Jedenfalls duerfte dies die letzte Aktion in unmittelbarer 
Reichweite der Demo gewesen sein, denn eskalieren sollte die 
Situation anscheinend nicht. 
  
Auffaellig war, dasz die Polizei zwar versuchte, unter den 
vorwiegend adoleszenten DemonstrantInnen Angst zu verbreiten und 
natuerlich ihr Adressenmaterial zu erweitern, bei der Masse der 
TeilnehmerInnen jedoch auf Deeskalation setzte und auf direkte 
Provokationen nicht reagierte. Der Grund duerfte darin zu suchen 
sein, dasz die Demo kein Medienecho erhalten sollte. 
  
Das grosze Problem der Demo war die politische Naivitaet der 
OrganisatorInnEn: Keine Rechtshilfenummer, kein Mensch mit Handy 
oder sonstiger Verbindung zur Demoleitung am Schlusz des Zuges, 
daher im Stich lassen der Festgenommenen, keine Intervention von 
dazu rechtsgeschulten Personen, keine Verhaltensmaszregeln bei 
Polizeiaktionen. Und das bei vorwiegend unerfahrenen, wohl 
groesztenteils unpolitischen TeilnehmerInnen. Ein Versuch, den 
Einsatzleiter am Stephansplatz zu einem Gespraech zu bringen, war 
sehr verspaetet. Auch haette der Ruf nach dem Einsatzleiter 
durchaus weniger freundlich ausfallen koennen. Aber das 
Weiterziehen der Demo trotz einer Festnahme ist der groeszte 
Skandal, den sich die Demoleitung zuschulden kommen liesz. 
                                                  *Gregor Dietrich* 
  
  
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