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Aussendezeitpunkt: Di, 04.05.99, 15:33 *
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Tuerkei:

Folgender, fuer uns nicht ueberpruefbarer Bericht der Anwaltskanzlei
Asrin in Istanbul vom 30.April wurde uns von der Oesterreich-
Vertretung der ENRK uebermittelt:

> Polizei und Nebenklaeger versuchten, Oecalan-Anwaelte zu lynchen

Die heutige (Anm:. Bericht vom Freitag; red.) erste Sitzung des
Staatssicherheitsgerichts Ankara im Verfahren die Tuerkei gegen A.
Oecalan verlief nach den Worten des Rechtsanwaltes Ahmet Zeki Okcuoglu
unter "laecherlichen" Umstaenden. Die sogenannten "Maertyrerfamilien",
Angehoerige von gefallenen tuerkischen Soldaten, die von der
Anklagebehoerde als Nebenklaeger beigezogen worden waren, verfluchten
die Anwaelte und bewarfen sie mit Steinen, die sie in den Gerichtssaal
mitgebracht hatten.

Die Anwaelte Niyazi Bulgan und Irfan Duendar wurden im
Gerichtsgebaeude von uniformierten Polizisten geschlagen. Ohne die
Moeglichkeit, eine oeffentliche Erklaerung abzugeben, wurden alle
Anwaelte der Verteidigung mit der Begruendung, ihre Sicherheit muesse
gewaehrleistet werden, in die an das Gerichtsgebaeude grenzende
Polizeiwache gebracht. Auszerhalb des Gerichtsgebaeudes warteten
Sympathisanten der "Partei der nationalistischen Bewegung" MHP
(sogenannte "Graue Woelfe") mit Knueppeln und Steinen, um die Anwaelte
von Herrn Oecalan, der heute, am ersten Tag seines Verfahrens, nicht
anwesend war, zu lynchen.

Die Polizei erklaerte, man wolle Anwaelte in einem groszen
Mannschaftstransportwagen an einen sicheren Ort bringen, liesz sie
jedoch auf dem Marktplatz von Yenisehir, einem Stadtteil von Ankara,
aussteigen. Die Anwaelte waren bereits als sie in den Bus gebracht
wurden, von Polizisten beschimpft und im Bus miszhandelt worden. Bei
der Ankunft in Yenisehir riefen die Polizisten den Vorbeigehenden zu:
"Dies sind die Anwaelte von Apo!", um sie zu veranlassen,
heranzukommen und anzugreifen. Mehrere Anwaelte wurden durch
uniformierte und zivilgekleidete Polizeioffiziere schwer
zusammengeschlagen. Vier Anwaelte und zwei Anwaeltinnen erlitten so
schwere Verletzungen, dasz sie sich in aerztliche Behandlung begeben
muszten. Besonders der Gesundheitszustand von Herrn Irfan Duendar und
Herrn Niyazi Bulgan ist ernst. *ENRK/gek.*


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