akin / aktuelle informationenPressedienst akin vom 27-11-1998
 
 



akin-Pressedienst.Elektronische Teilwiedergabe der nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'. Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten seinn. Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten. Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der Verantwortung der VerfasserInnen. Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright als dem unseren sagt nichts ueber eine anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.


Moderne Zeiten:

> Der Terror des Updates

Ueber Software als soziales Problem

Was Computer alles koennen heutzutage ist ja faszinierend. Und wie
schnell die Entwicklung vorangeht. Wer heute so ein Geraet der
letzten Generation kauft, hat schon Glueck, wenn er zuhause
ankommt, bevor die Kiste "veraltet" ist. Dazu bekommt man dann
zumeist auch noch ein Softwarepaket mit dem allerneuesten
Betriebssystem und ein paar ganz modernen Programmen. Da es sowohl
eine Fuelle an kostenloser "Freeware" und begrenzt gratis
verwendbarer "Shareware" im Internet gibt, als auch das
Softwareraubkopieren laengst Volkssport ist, versorgen sich die
Anwender gegenseitig mit den juengsten Ausgeburten von Gates und
Co.

Das waere ja alles recht nett und schoen und vor allem bunt. Es
hat nur einen Haken: Neue Software braucht neue Computer. Wenn das
nur das Problem desjenigen waere, der nicht modern genug sein
kann, dann soll er sich sein Datenhimmelreich bauen, solange er
sich's leisten kann. Ein jeder hat ein Recht auf seinen
persoenlichen Wahnsinn.

Aber leider betrifft es auch andere. Das faengt an bei aufwendig
gestalteten Homepages im Worldwide Web, die User mit Equipment,
das 4 oder 5 Jahre alt ist, nicht mehr lesen koennen. Weiter geht
es mit Bildgroeszen, die mit aelteren Modems nur sehr muehselig zu
uebertragen sind. Und es endet mit Dateiformaten, die nur mehr mit
der neuesten Software verwendbar sind.

Und ich denke es geht vielen Leuten so, die nicht bereit sind,
alle 2 Jahre ihren Computer aufzuruesten, dennoch aber Vorarbeiten
anderer Anwender weiterverarbeiten muessen. Diesen Text schreibe
ich auf einem Programm, dasz mittlerweile ein Jahrzehnt auf dem
Buckel hat, aber alles hat, was eine Textverarbeitung braucht.
Aber neulich bekam ich in die Redaktion einen Text mit 20 Zeilen,
geschrieben auf Winword 97. Die Datei hatte einen Umfang von 200
Kilobyte, das reicht unter einfacheren Bedingungen aus, um die
Menge von 70 Maschinschreibseiten abzuspeichern. Und das Tollste
daran: Ich konnte damit nicht das Geringste anfangen -- denn
Winword 97 bedarf Windows 95 als Betriebssystem. Dafuer ist unsere
Ausruestung aber nicht mehr geeignet.

Dabei waere dieses staendige "Updaten" der Software ja noch
einzusehen, wenn die Anwender dieser Programme diese auch wirklich
braeuchten. Aber oft genug geht es wirklich nur um reinen Text,
der auch auf einem "alten" 286er Baujahr 1990 produzierbar waere.

Auch viele kritischen Leute, die heute einen neuen Computer
kaufen, erkennen das Problem gar nicht, gerade deswegen, weil sie
das Geraet vollkommen zurecht nur als Werkzeug sehen. Sie kaufen
sich so ein Trum beim Fachhaendler anstatt irgendwo ein Geraet
billigst second hand zu erstehen, denn da haben sie Garantie drauf
und koennen sich daher -- einigermaszen -- verlassen, dasz es
funktioniert. Sie brauchen sich daher auch mit dem
zugegebenermaszen komplizierten Innenleben nicht zu beschaeftigen.
Aber auch wenn es ein neuer Computer sein musz, waere den
gluecklichen Besitzern sehr zu empfehlen, sich zumindest ein wenig
damit zu beschaeftigen, wie man Dateien produziert, die weniger
gut ausgestattete Kollegen auch noch brauchen koennen. Denn auch
mit moderner Software ist das meistens noch moeglich -- wenn man
wenigstens einen kleinen Blick in das zumeist erschreckend
voluminoese Handbuch wagt.

Dennoch gilt: Ob ich mir einen neuen Computer kaufe -- und damit
vor allem neue Software anwende -- ist damit nicht nur eine
technische oder finanzielle Frage, sondern auch eine allgemein
wirtschaftliche und damit politische. Denn ich zwinge damit nicht
nur andere Menschen dazu, viel Zeit in das eigentlich oft
unnoetige Erlernen der Bedienung von neuen Programmen zu
investieren, sondern ich noetige sie auch dazu, staendig Geld in
Produkte der Computerindustrie zu pumpen. Das ist ein Konsumterror
aergsten Ausmaszes, denn er haengt nicht mehr einfach nur von
negierbaren Moden ab, sondern es ist eine Frage der
Arbeitsmoeglichkeit. Nicht nur, dasz damit unnoetige Ressourcen
verpulvert werden, ist es auch so, dasz eine unkritische
Sichtweise der beschleunigten Computerentwicklung auch die
Industrie darin foerdert, immer schneller kaum ausgeteste Software
und nicht allzu haltbare Hardware auf den Markt zu schmeiszen.
Computer sind so mittlerweile von Qualitaetsprodukten zu
schleiszig produzierter Massenware verkommen. Auch wenn sie
dadurch im Einzelnen billiger geworden sind -- das staendige
Erneuern der Kisten kommt dem Konsumenten langfristig auf alle
Faelle teurer.

Bei der Gelegenheit waere es vielleicht durchaus auch anzuraten,
jener Menschen zu gedenken, die ueberhaupt keinen Computer
besitzen und die beispielsweise mit Leuten oder Institutionen, die
weder Postadresse noch Telefon zu haben scheinen, sondern nur mehr
als eMail oder Homepage firmieren, leider nicht in Kontakt treten
koennen. Man sollte es nicht glauben, aber so vorsintflutliche
Charaktere laufen auch noch immer herum. Die haben entweder kein
Geld oder keine Lust auf diese Kasteln und werden daher
informationell immer weiter ausgegrenzt. Aber darueber waere wohl
ein andermal zu schreiben ...                   *Bernhard Redl*




Buecher:

> Weltenzwischenwelten

Im Herbst 1998 wurde im Amerlinghaus zum 2.Mal der Literaturpreis
"Schreiben zwischen den Kulturen" vergeben. Die Anthologie
"Weltenzwischenwelten" faszt die praemierten Texte in einem Buch
zusammen. Zum ersten Mal wurden auch zwei Schulklassen und ihre
Projekte praemiert. Die literarischen Arbeiten der
PreistraegerInnen werden ergaenzt durch lebensgeschichtliche
Interviews. Das Buch "Weltenzwischenwelten", herausgegeben von
Christa Stippinger in der edition exil kostet oeS 198,-- und ist
erhaeltlich im guten Buchhandel bzw. direkt beim Verein exil -
edition exil, Stiftgasse 8, 1070 Wien, Tel 523 64 75, Fax 523 40
09.

Auszerdem beginnt am 1.Dezember die Einreichfrist fuer den
Literaturpreis "Schreiben zwischen den Kulturen '99", der
Einsendeschlusz ist am 28.Februar 1999. Teilnahmberechtigt sind
alle Personen, die seit mindestens einem halben Jahr in
Oesterreich leben. Alle Arbeiten muessen in deutscher Sprache
eingereicht werden und bis dahin unveroeffentlicht sein. Sie
sollen den Umfang von 20 Maschinschreibseiten nicht ueberschreiten
und sich im weitesten Sinn mit dem Thema "Leben zwischen den
Kulturen" auseinandersetzen. Alle Dichtungsgattungen sind
zugelassen. Eine Kurzbio- und bibliographie der Autorin oder des
Autors sowie Adresse und Telefonnummer sollen beiligen. Die
Einreichungen sind zu senden an: Amerlinghaus - Stiftgasse 8, 1070
Wien. Kennwort: Literaturpreis "Schreiben zwischen den Kulturen"
z.Hd. Christa Stippinger. 1.Preis: oeS 50.000,- *Aussendungstext/gek.*
 

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> Erfolgreich gegen Widerstaende

Studie zur Geschichte des Frauenstudiums in Oesterreich
Juliane Mikoletzky, Ute Georgeacopol-Winischhofer, Margit Pohl: "Dem
Zuge der Zeit entsprechend..."
Zur Geschichte des Frauenstudiums in Oesterreich am Beispiel der
Technischen Universitaet Wien.
Schriftenreihe des Universitaetsarchivs der Technischen Universitaet
Wien, Bd. 1, WUV-Universitaetsverlag Wien, 1997, 337 Seiten.

*

Frauen und Technik - dieses Begriffspaar hoert sich noch fuer so
manchen Zeitgenossen auszerordentlich irritierend an und ist nach wie
vor nicht nur Anlasz fuer dummdreiste Witze, sondern auch fuer ganz
alltaegliche Diskriminierungen. Wie erst muessen einige Generationen
vor uns die Herren der Schoepfung auf das Ansinnen von Maedchen und
Frauen reagiert haben, eine technische Ausbildung zu absolvieren?

Bis vor kurzem lieszen sich darueber nur Vermutungen anstellen. Die
vorliegende Studie bietet nun erstmals eine fundierte Darstellung und
Analyse der Geschichte des Frauenstudiums an den oesterreichischen
technischen Hochschulen. Am konkreten Beispiel der Technischen
Universitaet Wien und deren Vorlaeuferinstitutionen verfolgen die
Autorinnen den weiblichen Kampf um den Zugang zu den technischen
Studienrichtungen. Besonders aufschluszreich sind dabei die Passagen,
in denen jene Argumente wiedergegeben und analysiert werden, die die
maennlichen Amtsinhaber an den Universitaeten und in den Ministerien
ins Feld fuehrten, um Frauen von den Ausbildungsmoeglichkeiten an den
technischen Hochschulen fernzuhalten. Waehrend etwa an der
renommierten ETH in Zuerich das Frauenstudium bereits 1871 ermoeglicht
wurde, reagierten die Herren Professoren in Wien noch im Jahr 1908 auf
den Antrag einer Frau, zum Studium an der Technischen Hochschule
zugelassen zu werden, mit der Befuerchtung, sich dadurch "nur
Unzukoemmlichkeiten, zum Nachteile des Unterrichts" einzuhandeln. Als
Begruendung fuer abschlaegige Antworten wurde den Antragstellerinnen
weiters genannt: Platzmangel in den Hoersaelen, unlautere Konkurrenz
und Chancenlosigkeit am Arbeitsmarkt, mangelnde Autoritaet gegenueber
zukuenftigen Arbeitnehmern, Verrat an der weiblichen Natur, "kein
Anstand" oder schlicht und einfach "prinzipielle Gruende".

 Interessant ist, dasz sich in der Monarchie vor allem die technischen
Hochschulen mit ausschlieszlich oder ueberwiegend nicht-
deutschsprachigem Einzugsbereich als Vorreiter in Sachen Frauenstudium
erwiesen. Den Ursachen dafuer wird in dieser Publikation ebenso
nachgegangen, wie etwa jenen fuer die Praeferenz bestimmter
Studienrichtungen bei den Technik-Studentinnen.
                      *Susanne Breuss, Wiener Zeitung, 10.4.98 / gek.*
 
 
 



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last update:  27-11-1998  by: Horst.JENS@bigfoot.com (html-Konvertierung)