Die ueberparteiliche Arbeitslosen- und
Menschenrechtsorganisation "I.S.A.U." sammelt gemeinsam
mit anderen Vereinen und NGOs Unterschriften fuer das
Volksbegehren "Recht auf Arbeit". Folgender Text als
Anregung fuer die Bundesregierung wird mit dem
Volksbegehren unterstuetzt:
"Artikel 23 der Allgemeinen Erklaerung der
Menschenrechte - Jeder Mensch hat das Recht auf Arbeit
soll subjektiv verfassungsgesetzlich gewaehrleistetes
Recht werden. Dieses soll mit entsprechenden
Gesetzesverordnungen und Durchfuehrungsbestimmungen
Umsetzung erfahren."
Die "Alternativen und Gruenen GewerkschafterInnen"
(AUGE) unterstuetzen das Volksbegehren als Organisation
nicht. Warum, erklaert AUGE-Sekretaer Schani Margulies
in folgendem fuer "Die Alternative" geschriebenen
Artikel:
> Einige kritische Anmerkungen zum Recht auf Arbeit
Die OrganisatorInnen des Volksbegehrens fuer das Recht
auf Arbeit
sind engagierte Menschen und verstaendlich ist auch ihr
Motiv.
Soll doch durch dieses Volksbegehren, das zum Tag der
Menschenrechte im Dezember 98 eingereicht werden soll,
das
Menschenrecht auf Arbeit in den Verfassungsrang erhoben
werden.
Sie sind, so hoffe ich auch, nicht so naiv, dasz sie
die
Diskrepanz zwischen der formalen Verfassung und dem realen
Leben,
die es gibt, nicht kennen. Doch, so meinen sie, ein verankertes
Verfassungsrecht waere ein erhoehter Druck auf die Regierenden,
eine "Vollbeschaeftigungspolitik" durchzusetzen. Dennoch
gibt es
unter uns Menschen, die diesem Volksbegehren mit einiger
Skepsis
begegnen - und zu diesen Skeptikern zaehle auch ich.
*"Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen."*
Als die Arbeiterbewegung dieses Motto auf ihre Fahnen
schrieb, war
das schon seinerzeit problematisch, aber verstaendlich.
Waren doch
eindeutig jene gemeint, die auf Grund ihres Kapital oder
Grundbesitzes oder gar auf Grund ihres Standes parasitaer
auf
Kosten der ArbeiterInnen lebten. Bereits damals war aber
auch die
zweite "haeszliche Seite" der Medaille erkennbar, die
dazu
fuehrte, dasz man sich vom asozialen "Lumpenproletariat"
distanzierte.
Betreffend Arbeit sollte auf die Vielfalt der Interpretation
von
Arbeit hinzuweisen nicht vergessen werden. Zwischen der
Arbeit als
sinnschoepfendes Element der Menschen und der fremdbestimmten
Arbeit, die den Menschen "entmenschlicht", liegen Welten.
Kein
Zufall, dasz Karl Marx im Kapitalismus auf den Widerspruch
hinwies, dasz der Mensch erst auszerhalb der Arbeit in
der
Freizeit sein Menschsein leben kann. Die Ueberwindung
der
fremdbestimmten, lohnabhaengigen und sinnentleerenden
Arbeit sei
daher die Grundvoraussetzung fuer eine menschenwuerdige
Gesellschaft.
Der sogenannte "Endsieg des Kaptitalismus" hat dazu gefuehrt,
dasz
das "arbeitslose Einkommen" einer kleinen Minderheit
der
Kapitaleigentuemer von der groszen Mehrheit der Bevoelkerung
nicht
mehr als parasitaer betrachtet wird, sondern als Zeichen
der
"Tuechtigkeit" gesehen wird. Nur mehr jene werden als
unmoralisch
bezeichnet, die angeblich auf Kosten der Gesellschaft
mit
Arbeitslosengeld, Notstandshilfe oder Sozialhilfe "in
der sozialen
Haengematte ruhen" und mit Ach und Krach ueberleben..
*Auf welche Arbeit soll ein Recht entstehen?*
Vor allem Frauen, aber nicht nur sie, leisten "unbezahlte"
Arbeit,
ohne die unsere Gesellschaft nicht ueberleben koennte.
Auf diese
Arbeit haben sie nicht nur ein Recht, sondern im Weltbild
unserer
konservativen Maenner (leider nicht nur bei diesen) auch
die
Verpflichtung. Diese Arbeit wird wohl kaum gemeint sein.
In den Vorbildlaendern Niederlande, Groszbritannien und
der USA
wird das "Recht auf Arbeit" in der Praxis des Turbokapitalismus
vorexerziert. Mac Jobs, Teilzeitarbeit, Arbeit auf Abruf
und damit
verbunden Deregulierung sind im Kommen. Die neue
Dienstbotengesellschaft steht vor der Tuer. Soziologen
und
Politologen warnen vor der neuen Armut, die durch katastrofal
niedrige Entlohnung entsteht. Dieses Recht auf Arbeit
kann wohl
auch nicht gemeint sein.
Unter dem Motto Arbeitsplatzsicherung werden weiterhin
munter
Waffen produziert, Umweltzerstoerung weitergefuehrt und
der
Verschwendungs- und Vergeudungskapitalismus zu neuen
Hoehen
gebracht. Diesem "Recht auf Arbeit" wird alles untergeordnet.
Das
kann doch auch nicht gemeint sein.
Angesichts dieser Facten halte ich es fuer sinnvoller,
das Recht
auf "Existenzsicherung"- sprich bedarfsorientierter Grundsicherung
zu verlangen. Wenn schon ein Volksbegehren zur Arbeit,
dann waere
es sinnvoller gewesen, eine radikale Arbeitszeitverkuerzung
einzufordern. Doch dann haette moeglicherweise die Unterstuetzung
von wichtigen Persoenlichkeiten des oeffentlichen Lebens
gefehlt,
die zwar fuer eine verbale Menschenrechtserklaerung zu
gewinnen
sind, aber mit Forderungen, die nicht konfliktfrei ueber
die
Buehne gehen und die medial nicht goutiert werden, nichts
am Hut
haben.
*Schani Margulies*
Naehere Informationen zum Volksbegehren bei Christian
Neugebauer,
Tel. & Fax: (01) 290 58 04
> Die Negativsteuer
Im Einkommensteuergesetz gibt es den Begriff der "Negativsteuer".
Dieser Begriff und was es damit auf sich hat, duerfte
weitgehend
unbekannt sein.
Es bedeutet einfach, dasz unselbstaendig Erwerbstaetige,
die keine
Lohnsteuerabzuege haben, unter Umstaenden eine Gutschrift
ihrer
(theoretisch) negativen Einkommenssteuer (= Lohnsteuer)
beantragen
koennen. Es kann sich um einen Gutschriftsbetrag (Negativsteuer)
bis zu oeS 3.500 im Jahr handeln. Wie kann Mensch zu
diesen Geld
kommen?
Zuerst schaut man auf seinen Lohnzettel. Auf diesen Lohnzettel
steht der Bruttobetrag, die Abzuege und der Nettobetrag.
Uns
interessieren nur die Abzuege. Diese Abzuege sind geteilt
in
Lohnsteuer, Sozialversicherung und andere Abzuege. Nur
wenn keine
Abzuege fuer Lohnsteuer auf den Lohnzettel aufscheinen
und man
keinen Jahresausgleich beantragt hat, hier wird die Negativsteuer
bereits vom Finanzamt berechnet, geht man auf das zustaendige
Finanzamt (= Wohnsitzfinanzamt) in die Einlaufstelle
und beantragt
fuer sich die Veranlagung. Jetzt musz das Finanzamt aktiv
werden.
Mit etwas Glueck gibt es nach einiger Zeit einen unerwarteten
Geldeingang am Konto. Angeblich kann man die Veranlagung
auch
rueckwirkend beantragen.
*Peter Grusch*
>UPS-Management betruegt
Voriges Jahr im Sommer gab es den groszen Aufschwung im
US-
amerikanischen Arbeiter/innenkampf, als die UPS-Streikenden
nach
zweiwoechigem Kampf das Management zu beachtlichen
Zugestaendnissen gezwungen hatten: In den naechsten 5
Jahren
mueszte UPS 10.000 Teilzeitjobs in Vollzeitarbeitsplaetze
umwandeln; die geplanten Pensionskuerzungen wurden abgewehrt
uam.
Ende Juli sollten die ersten 2.000 "Umwandlungen" stattgefunden
haben. Wie wir nun aus den USA erfahren haben, hat vor
kurzem das
UPS-Management den 1997-Vertrag de facto zerrissen und
noch dazu
mitgeteilt, dasz Arbeitsplaetze abgebaut wurden. Schuld
haetten
die Streikenden von 1997, da durch den Streik wichtige
Auftraege
verloren gegangen seien.
Die Teamsters-Gewerkschaft IBT reagiert zur Zeit mit verbalen
Protesten, Ankuendigungen von Beschwerden beim Schiedgericht
und
einer Stickerkampagne: "Respect Our Contract".
Es ist abzuwarten, wie die amerikanische Arbeiter/innenbewegung
auf diese Provokation reagieren wird - bzw. ueberhaupt
kann. Neben
den groszen Summen aus der Gewerkschaftskassa fuer den
UPS-Streik
fehlen naemlich auch rund eine dreiviertel Million Dollar,
die Ron
Carey vorgeworfen werden, als Wahlkampfgeld fuer seine
Wiederwahl
als IBT-Praesident abgezweigt zu haben. Im November 1997
hatte der
Wahlaufsichtsleiter der Gewerkschaft dann Carey fuer
nicht
waehlbar erklaert, kurz darauf liesz sich Carey unbezahlt
beurlauben...
Ron Carey kommt von den "Teamsters fuer eine demokratische
Gewerkschaft" (TDU), die Ende der 80er Jahre die alte
Mafia-Garde
der Teamstergewerkschaft abwaehlen konnten. Carey begann
in der
Folge mit einem radikalen Reformwerk in der
Gewerkschaftsorgansiation, schaffte die Funktionaersprivilegien
weitgehend ab, startete eine rasante Kampagne zur Gewinnung
von
Unorganisierten und stellten im Laufe des IBT-Engagements
gegen
das NAFTA-Abkommen Verbindungen zur mexikanischen
Gewerkschaftsbewegung her. Ob nun Carey von den Geldveruntreuungen
tatsaechlich gewuszt hat oder nicht, aendert nichts daran,
dasz er
als Praesident und Bevorzugter wesentliche Verantwortung
dafuer zu
tragen hat. Wie auch immer, die buergerlichen Medien,
wie etwa das
WallStreet-Journal, gingen 1997/98 daran, aus dem Fall
Carey eine
Abrechnung auch mit den gewerkschaftsdemokratisierenden
und
militanten Tendenzen bei den Teamsters zu machen.
Careys groszer Gegenkandidat bei den Gewerkschaftswahlen,
James
Hoffa, ist ebenfalls angeklagt, Gewerkschaftsgelder unterschlagen
zu haben (er ist Sohn des alten Mafiapraesidenten Hoffa
und selber
mafiaverbunden). Nach wie vor sind innerhalb der Teamsters
die TDU
die treibende Kraft, die auch den UPS-Streik wesentlich
mitorganisiert hatten. IBT/TDU stehen also innerorganisatorisch
und in der Oeffentlichkeit unter enormem Druck. "Respect
Our
Contract" gegenueber der UPS wird dort das Management
aber nur
verstehen, wenn wieder viel Gewerkschafts- und Arbeiter/innen-
Power organisiert werden kann. Die anderen Gewerkschaften
in den
USA sind jedoch auch ohne solche Typen wie die Hoffas
und solche
Geldskandale noch schwaecher bzw. buerokratischer als
die
Teamsters. Alles Gruende, internationalen Druck auf UPS
und
amerikanische Regierung auszuueben und ueberall die
Vertragsbruechigkeit von UPS aufzuzeigen!
Schicken wir Emails, Faxe an den Internationalen Verband
Freier
Gewerkschaften ICFTU mit der Aufforderung, bei UPS und
der
amerikanischen Regierung im Sinne der UPS-Belegschaft
zu
intervenieren: ICFTU, 155 Boulevard Emile Jacqmain, 1210
Brussels,
Belgien; Tel: 0032-2 224 0211; Fax: 0032-2 201 5815;
eMail: press@icftu.org
*LabourNet-Austria/bearb.*
eMail: redaktion.akin@signale.comlink.apc.org
pgp-key auf Anfrage
last update: 27-09-1998 by: Horst.JENS@bigfoot.com
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